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Die Gesellschaft für psychische Forschung in London. 397
Rumpelkammer explodirter Täuschungen geworfen.*) * Dr.
W. B. Carpenter, dessen Name und ausgezeichnete Beiträge
zur Wissenschaft und Litteratur der Physiologie allgemeine
Anerkennung und Hochschätzung erheischen,**) findet in
dem sogenannten Gedankenlesen eine schlagende Bestätigung
der schon lange von ihm vertretenen Ansicht, dass diese
„Mittheilungen durch unbewusste Muskelthätigkeit auf Seite
der einen Person und durch automatische Ausdeutung von
Seite der anderen zu Stande kommen." Wo nicht heimliches
Binverständniss ins Spiel kommt, beruht Alles, was Dr.
Carpenter jemals gesehen oder gehört hat, auf der „Ver-
mittelung derjenigen Ausdruckszeichen, welche gleich unbe-
wusst gemacht und gedeutet werden."***) Dr. H.
Maudsley eignet sich in seiner „Pathologie of Mind" (Krankheitslehre
des Geistes) diese Ansicht Dr. Carpenter}s an und
behandelt den Gegenstand als kaum einer ernsten Widerlegung
würdig. Heimliches Einverständniss, Hallucination
(Sinnestäuschung), unbewusste Deutung unbewusst mitgeteilter
Zeichen liefern nach den Physiologen des Tages
hinreichende Erklärung für die in Untersuchung stehenden
Gegenstände.
„Als vor zwölf Monaten die Leistungen des Mr. Irving
Bischop beträchtlich die Aufmerksamkeit auf sich gezogen
hatten, erforschte ein kleines Comite ausgezeichneter Männer
die Sache, und nach einigen wenigen und ziemlich hastig
geleiteten Experimenten wurde ein von den übrigen Mitgliedern
des Comite's gebilligter Bericht (Report) von Mr.
G. J. Romanes abgefasst und in der „Nature" vom 23. Juni
1881 veröffentlicht. Der Bericht besagt, dass ein Mitglied
des Comite's, Prof. Ray Lankester ,f) sich absolut weigerte,
*) In der Juli Nummer 1872 von „The Nineteenth Century" drückt
der ältere Assistenz-Arzt im Westminster Hospital seine Verwunderung
über die Kühnheit eines Jeden aus, der nur den leisesten Anspruch
auf wissenschaftliche Bildung, mache, den Versuch zu wagen, Beweise
zu Gunsten des Gedankenlesens vorzubringen; und ein neuerer Corre-
spondent in der „Saturday Review" bringt die allgemeine wissenschaftliche
Haltung der Gegenwart über diesen Gegenstand zum Ausdruck,
wenn er bemerkt: „wir glaubten, wir hätten schon das Allerletzte über
Gedankenlesen gehört." — Anm. von Prof. Barrett
**) Auch Serjeant (Richter) Cox hat ihm dieselben gezollt. Vgl.
Juli-Heft 1883 der „Psych. Stud.", S. 311 ff. —
Der Uebersetzer.
***) Siehe „Mesmerism, Spiritualism etc." von Dr. W. B. Carpenter,
pp. 53 u. 55. Anm. von Prof. Barrett.
t) Der aus dem Prozesse gegen Mr. Stade in London und aus
Prof. Zöltner's „Wissenschaftlichen Abhandlungen," II. Bd., 1. Theil,
S. 314 u. #55 ff. genugsam bekannte und charakterisirte Wissenschafter,
Vgl. „Psych. Stud." Oktober-Heft 1876, S. 434, Jan.- und Febr.-Hefte
1877, S. 5 u. 69 ff, — Der üebersetzen
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