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402 Psychische Studien. X. Jahrg. 9. Heft, (September 1883.)
werden durch seine voransgefassten Schlüsse? In der That,
wir wagen zu glauben, dass Dr. Beard und Andere eine
Irrthumsquelle vergessen haben, welche für die Genauigkeit
bei Erklärung der erhaltenen Resultate verhängnissvoller
ist, als vielleicht alle anderen. Wir meinen die starke
Voreingenommenheit, mit der man sich seinem Gegenstände
nähert, jenes Vorurtheil, welches gegen ihre Möglichkeit
schliesst und das, wenn es die Untersuchung nicht
ausschliesst, doch alle Ruhe und Unparteilichkeit bei Beobachtung
der Thatsachen zerstört. Es ist unleugbar, dass
ein starker geistiger Hang nach einer Richtung ebenso
tadelnswerth ist auf Seiten des Skeptizismus wie auf Seiten
der Leichtgläubigkeit. In jedem Falle trachtet er, 1) die
Thatsachen in Uebereinstimmung mit diesem geistigen Hange,
welcher irrig sein kann, zu erklären; 2) eine wirkliche, sei
es wahrnehmbare oder unmerkliche, Geistesstörung zu erzeugen
, welche bei zarten geistigen Verrichtungen wirklich
ebenso verhau gnissvoll sein könnte für ihren Erfolg, wie
leichte Luftstörungen bei den Anzeigen eines Galvanometers,
oder die Einführung auch nur einer Spur von einem magnetischen
Metalle beim Ablesen eines Magnetometers.*)
„Zögern bei Annahme so neuer und vielfach verdächtiger
Thatsachen, wie das Gedankenlesen eine ist, erscheint selbstverständlich
vollkommen gerechtfertigt; und wir sind auch
ganz darauf vorbereitet, viele Kritiken und hinausgezögerte
Experimente zu erleben, ehe eine Verallgemeinerung aus
den Thatsachen einer weiten Aufnahme sich versehen kann.
Von dem Werthe dieser Untersuchung hat bereits unser
Präsident gesprochen, und seinen Worten können wir noch
das Zeugniss eines ausgezeichneten Mannes der Wissenschaft
beifügen, des Dr. Angus Smith, welcher schreibt: — 'Wenn
,wir d^e Fernewirkung des Geistes durch ein feststehendes
;Experiment beweisen könnten, so würde dies eine Entdeckung
sein, welche alle anderen Entdeckungen als pure
*) Ein ergötzlicher Fall sich verrathenden geistigen Vorurtheils
selbst unter ausgezeichneten Männern der Wissenschaft wird von der
verstorbenen Miss C. Fox in ihrem jüngst veröffentlichten Tagebuch
mitgetheilt; sie berichtet, dass der letzte Probst vom Trinity College
zu Dublin ihr erzählt habe: „Als ich in Dublin war, erwähnte Sir
W. Hamilton dem Prof. Airey eine schlagende mathematische That-
saehe. Er stockte einen Moment dabei, während dessen Airy mit den
Worten einfiel: 'Nein, das kann nicht sein!' Sir William bemerkte mild:
'Ich habe sie genau die letzten fünf Monate hindurch erforscht und
kann an ihrer Wahrheit nicht zweifeln.1 — 'Aber', entgegnete Airy,
'ich bin die letzten fünf Minuten mit ihr beschäftigt gewesen und Kann
sie durchaus nicht einsehen V — Aehnliche Zwischenbemerkungen, und
sogar veröffentlichte Entgegnungen, sind den Mitgliedern dieses Sub-
Comit6's nicht unbekannt. Anm. d. Prof. Barrett.
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