Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 418
(PDF, 167 MB)
Bibliographische Information
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418 Psychische Studien. X. Jahrg. 9. Heft. (September 1883.)

diesen vermittelnde, alle objectiv berücksichtigende Stellung
und Stimmung einzunehmen suchen.

Aus unserem S. 229 angezogenen Beispiele einer so
furchtbaren optischen Winkeltäuschung zwischen Erde und
Sonne können wir leicht weitere Schlüsse ziehen. Zuerst
braucht also das, was uns an den Körpern der Natur als
Winkel erscheint, gar kein wirklicher Winkel, sondern sein
Gregentheil, eine weite Schenkelöffnung oder die Basis eines
Dreiecks zu sein. Zweitens braucht ein kleiner Körper,
wie die uns erscheinende Sonnenscheibe oder ein Fixstern-
punkt, durchaus nicht die von uns noch so scharf gemessene
Scheibe oder punktuelle Kleinheit, sondern kann
im Gregentheil in realer und nicht bloss erscheinender Wirklichkeit
an sich so viel unendlich grösser sein, als er unserem
Sehorgane kleiner erscheint, denn die gesammte von diesem
Organ umspannte Horizontweite ist. Drittens ergiebfc
sich aus beiden vorhergehenden Beobachtungen ganz evident,
dass unsere Euklidische, mathematische und geometrische
Winkel-, Kreis- und Kugelmessung mit ihren im Mittelpunkt
der Kugel sich senkrecht schneidenden drei Dimensional-
Linien zwar an sich in einem bloss gedachten oder abstrahlten
Räume ohne wirkliche Raum - Erfüllung vollständig
exact oder richtig ist, aber auf den absoluten Raum
der Weltwirklichkeit im Kleinsten wie im Grössten angewendet
, absolut nicht mehr passen will. Wir stehen hier
vor einem merkwürdigen und noch unaufgeklärten, höchst
paradox scheinenden Dilemma, einer sog. Antinomie oder
einem scheinbaren Vernunfts- Widerspruche. Unsere aus
der Wirklichkeit abstrahirte und als abstract für sich weiter
nach JFormeln und Gesetzen fortgebildete Euklidische Mathematik
stimmt nicht genau mit der Wirklichkeit selbst überein
; letztere ist sogar meist das directe Widerspiel der
ersteren, wie wir gesehen haben. Wo beide übereinzustimmen
scheinen, ist diese Uebereinstimmung nur ein Schein.

Selbst in unserer unmittelbarsten Nähe werden wir
kolossal getäuscht. Wer Zöllners „Kometenbuch" (2. Aufl.
Leipzig, W. Engelmann, 1872) zur Hand nimmt und die
Tafeln IX und X studirt, welche mathematisch genau abgemessene
Parallellinien durch bloss in sie in regelmässigen
Abständen eingezeichnete schiefe Querstriche die verschiedensten
Zuneigungen und Abweichungen von einander annehmen
sieht, als ob diese Parallelen sich in gehöriger
Verlängerung schneiden müssten, wird auch umgekehrt auf
den naheliegenden Gedanken kommen, dass das, was in
absoluter Wirklichkeit sich schneidende Winkelschenkel an
unseren Körpern sind, uns auch als vollkommene Parallelen


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