Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 424
(PDF, 167 MB)
Bibliographische Information
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424 Psychische Studien. X. Jahrg. 9. Heft. (September 1883«)

Spiegelbild der sinnlich erscheinenden Weltwirklichkeit ist,
und richtet sich danach bei objectiver und wissenschaftlicher
ßeurtheilung aller Dinge in ihren sinnlichen Erscheinungen.
Sie weiss, dass sie dieselben niemals genau so für wirklich
hinnehmen darf, als sie ihr erscheinen. Hinter dem Scheine
sucht sie das wahre eigentliche Sein oder Wesen. Ihr
erstes unwillkürliches Forschen geht auf ßen inneren Sinn
und eigentlichen Werth aller von den Sinnen erhaltenen
Wahrnehmungs- und Anschauungsbilder.

Diese sind im Grunde genommen alle Wunder für
unsere gewöhnlichen Erfahrungsbegriffe. Wir machen diese
Anschauungsbilder nicht willkürlich in uns, sie entstehen
eben von selbst, ganz unwillkürlich, weil sie ja mit
unserem ganzen Organismus ein Produkt der vom göttlichen
Allgeiste beseelten Allnatur sind. Nur allein ihre Re-
production oder Wiedervorstellung in Erinnerung, Phantasie
und behufs ihrer Oombination unter bestimmten Denkkategorien
ist eine willkürliche, von uns zu bestimmten
Zwecken gewollte. Nun aber giebt eszwei Arten dieser
willkürlichen Reproduction: — eine der un-
bewussten traumbefangenen Psyche und eine
des tagwachen Bewusstseins. Zwischen beiden
haben wir wohl zu unterscheiden. Erstere ist eine innere
Lebensregung aus dem ganzen seelischen Wesen hervor;
— letztere ist nur eine abstracte, von der ganzen Fülle des
Seelenlebens nicht durchdrungene Spiegelung oder Specu-
lation von nur Theil - Vorstellungen. Erstere reproducirt
alle im Seelenleben photographisch getreu erhaltenen Eindrücke
gleichsam psychisch-leiblich, unmittelbar und vollständig
: — sie giebt das volle Wesen des ersten in sich
aufgenommenen Eindrucks wieder; letztere aber reproducirt
nur das oberflächliche Schattenbild dieses Eindrucks ohne
allen wesentlichen Inhalt, und zwar nur einen ganz allgemeinen
, oberflächlichen, oder von ganz individuellen Merkmalen
leeren Begriff. Erstere lässt z. B. den Krieger bei
der Vorstellung des in Noth und Bedürfniss gerathenen
Vaterlandes sofort in heldenmüthige Begeisterung sich versetzen
, dass er Leib und Leben daran wagt und sofort zu
seiner Fahne eilt; letztere aber lässt den Historiker oder
Vaterlandsdichter nur ganz allgemeine Reflexionen oder
Schilderungen der Vorgänge ohne eigenste persönliche Mit-
betheiligung an der Sache selbst entwerfen. Es ist aber
noch ein wesentlicher Unterschied: während der Krieger
alle seine Erlebnisse treu in Erinnerung bewahrt und sie
mit allen ihren Hindernissen und Beschwerden durchmacht,
abstrahirt der Historiker und Vaterlandsdichter von all


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