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430 Psychische Studien. X. Jahrg. 9. Heft. (September 1883.)
wohl etwas daran sein; denn er selbst habe einmal ähnliches
erlebt. Er sprach sich bei dieser Gelegenheit hierüber nicht
näher aus, meinte aber wahrscheinlich ein Vorkomnmiss in
Schönhausen, über das Hesekiel berichtet: — 'Einmal lag
Herr von Bismarck, er war aber damals noch nicht Ministerpräsident
, zu Bett in dem Schlafzimmer, in welchem er geboren
war [dasselbe bückt, wie zu beachten, mit seinem
Fenstern auf den dicht darunter befindlichen Friedhof hinaus
] ; er hatte Gesellschaft im Schlosse, darunter einen Herrn
von Dewitz, und für den folgenden Morgen w*r eine Jagdpartie
verabredet, zu welchem ein Diener die Herren frühzeitig
wecken sollte. Plötzlich fuhr Bismarck auf aus dem
Schlaf, er hörte, wie sich im Nebenzimmer die Thür zur
Bibliothek öffnete, er glaubte leise Schritte zu vernehmen.
Zunächst dachte er, der Diener komme, um ihn zu wecken,
gleich darruf aber hörte er in einem dritten Zimmer Herrn
von Dewitz „"Wer da?" rufen. Er sprang aus dem Bette,
die Uhr schlug zwölf, und es war niemand da.' —
„Nach der Schlacht bei Gravelotte sprach man bei
Tische davon, was nach einer vollständigen Besiegung der
Franzosen geschehen werde, und der Kanzler schloss eine
Auseinandersetzung seiner Ansicht mit den "Worten: 'Doch
sprechen wir nicht vom Felle des Bären, ehe er geschossen
ist. Ich gestehe, ich bin in dieser Beziehung abergläubisch."
Vermuthlich schwebte ihm dabei etwas wie der altgriechische
Neid der Götter vor. In Rheims zählte vor Beginn eines
Diners Graf Bismarck-Bohlen die Couverts. 'Wir sind doch
nicht etwa Dreizehn beim Essen?* bemerkte er. 'Nein.
Das ist gut; denn der Minister hat das nicht gern/ Ein
andermal waren wir wirklich Dreizehn bei Tische, und als
ich das gegen Bucher, meinen Nachbar, äusserte, bat er
mich, es nicht laut zu sagen, da es den Chef verstimmen
würde. Am 14. Oktober 1870 kam der General Boy er als
Unterhändler Bazaine's nach Versailles zum Kanzler, aber
Bismarck scheint an diesem Tage nichts Ernstes mit ihm
vorgenommen zu haben. Er fragte im Bureau; 'Was haben
wir denn heute für einen f — 'Den Vierzehnten, Excellenz/
— 'So, da war Hochkirch und Jena, da muss man keine
Geschäfte abschliessend Möglicherweise fiel ihm dabei auch
ein, dass dieser Vierzehnte ein Freitag war. Wenigstens
behauptete er bei andrer Gelegenheit während des Feldzugs,
als von einer Unterhandlung gesprochen wurde, die miss-
lungen war: 'Daran war der Freitag schuld/ und 1852 hatte
er aus Halle an seine Frau geschrieben: 'Ich habe mich
viel besonnen, ob gestern nicht doch am Ende Freitag war,
als ich abreiste; ein dies nefastus war es jedenfalls/ worauf
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