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4t4S Psyrihisobe Studien« X. Jahrg. 10* Heft. (Oktober 1883.)
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„Meinem gegebenen Versprechen, Ihnen eine weitere
Arbeit für den „Sprechsaal" einzusenden,*) konnte ich bis
zur Stunde noch nicht nachkommen, doch hoffe ich in den
nächsten Monaten Zeit zu gewinnen, um die Ausführung
zu ermöglichen. In meinem heutigen Schreiben gestatte
ich mir, Ihnen blos eine Mittheilung bezüglich einer merkwürdigen
Erscheinung zu machen.
„Gestern Vormittag (am 26. Juni er.) zwischen neun
und zehn Uhr unterbrach icli die Arbeit, — ich war mit
einem schriftlichen Atifsatze beschäftigt, um dadurch einem
meiner Bekannten Aufschluss über die Sinnes- und Selbstwahrnehmungen
etc. zu geben, — um mein Frühstück einzunehmen
.
„"Wie gewöhnlich bestand mein Frühstück aus einigen
gestrichenen Butterbemmchen. "Während ich esse, habe ich
die Gewohnheit, in der Stube umherzulaufen, und so geschah
es auch gestern. Unwillkürlich steigt mir die Frage
auf: ob es denn wirklich geistige Manifestationen giebt,
oder beruht alles hierüber Mitgetheilte auf Täuschung?
„Unmittelbar, nachdem ich dieses gedacht, drehe ich
mich herum, und zu meinem grössten Erstaunen sehe ich,
dass eine unsichtbare Hand die eine Hälfte des noch auf
dem Teller liegenden Bemmchens in die Höhe hebt. Die
Bemmchen lagen ganz genau Binde auf Binde; ohngefähr
einen halben Finger breit wurde die eine Hälfte des Bemmchens
fortgehoben, und dann bewegte sich diese Hälfte bis
zur Höhe von drei Zoll dreimal in ganz regelmässigen
Zwischenräumen von rechts nach links, und wurde dann
wieder Binde auf Binde gelegt!
„Meine älteste Tochter im Alter von 19 Jahren fragte
mich, was passirt sei, und kaum habe ich ihr den Vorgang
erklärt, sobietet sich dieseErscheinungnoch
einmal ebenso genau dar, wie ich dieselbe
eben beschrieben habe. Wir sahen uns einander
an und staunten. Ich sagte, vielleicht sei mein Vater oder
irgend Jemand von den abgeschiedenen Lieben bei uns.
„Wunderbar ist und bleibt e& für mich, dass auf meine
innere Frage sich diese Erscheinung darbot. Ich bin nicht
abergläubisch: ich habe Ihnen auch offen und ehrlich geschrieben
, dass ich mir zur Zeit noch nicht klar bin, welcher
Nutzen dem Menschen aus dem Geistercitiren erwächst;
noch niemals in meinem Leben habe ich gedacht oder ge-
*) Siehe „Der Spreehsaal« Nr. 28 und 29 vom 14. und 21 April
1888 den Artikel: — „LebenspMlosopMe und Bpiritualisinus", - besonders
die Stellen am Anfang und Schluss S. 115. — Die Eed.
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