http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1883/0479
Strigel: Erklärungsversuche über Geistermanifestationen eto. 471
„Der Knabe erzählte diesen Vorfall bei seiner Zuhause-
kunft seinen Eltern und drang mit vielen Bitten in sie, ihm
auf morgen zwei Kopfstücke zu geben. Die Eltern, welche
glaubten, ein listiger Betrüger habe den Knaben zum besten
und suche auf diese Weise Geld zu erpressen, konnten zwar
den inständigen Bitten des Knaben nicht widerstehen, beschlossen
jedoch, der "Wahrheit auf die Spur zu kommen.
Die Mutter gab ihm das Geld, begleitete ihn aber am 24
März Abends 7 Uhr auf den freien Platz, stellte sich in
ein benachbartes Haus, wo sie den Knaben sehen konnte,
sowie einen Studenten von ihrer Bekanntschaft in ein gegenüberstehendes
, und trug dem Knaben auf, sobald der Mann
wiederkomme, um das Geld in Empfang zu nehmen, zu pfeifen
und sie so in den Stand zu setzen, den Betrüger zu ergreifen.
„Der Knabe war kaum zur Stelle gekommen, als er
pfiff und, die Hand ausstreckend, die Bewegung machte
wie Einer, der einem Andern etwas giebt Die Mutter und
der Student sahen zwar Niemand ausser dem Knaben,
sprangen aber hinzu, wo der Knabe nun erzählte: — Der
Mann sei wieder da gewesen und habe ihm gesagt: 'Mit
Geld ist nichts zu machen, verwende es zu etwas, was Dir
Freude macht, rede aber hiervon vor und nachher zu Niemandem
, auch nicht zu den Peinigen.*) Ich sehe, dass Dir
und Deinen Eltern viel daran liegt, Dich in ihrem Hause
gesund zu wissen, auch wenn es noch mehr kostet. Ich
bin ein Abgesandter von Gott, welches Du daran
sehen wirst, dass ich Wunder an Dir thue. Du wirst
am 13. April Morgens abwechselnd, und am
21. Mai Nachmittags krank sein. — Deine
Krankheit rührt daher, dass Dich eine alte Frau, eine Verwandte
von Deinen Eltern, verflucht hat, die aber jetzt
ihren Lohn dafür bekommt. — Nimm Dich vor Deinem
Freund (einem andern Knaben) in Acht/ — Dieser habe
sich ihm jetzt genähert, worauf die Gestalt sich sogleich in
eine Wolke verwandelt habe und verschwunden sei."
„Am 25. März erschien die Gestalt ihm früher, schon
Nachmittags um 3 Uhr, und sagte ihm, er solle heute Abend
nicht kommen."
„Am 26. März Nachmittags 3 Uhr, als der Knabe, um
zu spielen, durch ein benachbartes grosses Haus ging, begegnete
ihm der Mann wieder an der Durchfahrt des Hauses,
wo an beiden Seiten zwei Stufen zu einem langen, breiten
Gange führen. Mit der Anrede: — 'Komm, wir wollen
*) Die Verbote des Sprechens bei Sympathien scheinen auf einem
psychologischen Grunde zu beruhen; die Einbildung wirkt nämlich um
so stärker, je mehr der Betreffende sich versohliessea muss,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1883/0479