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482 Psychische Studien. X, Jahrg. 10. Heft. (October 1883.)
Vergeistigung nicht mehr die Theilnahme unseres deutschen
Denkerpublikums finden, dann wäre es jammerschade, überhaupt
noch weiter mit ihnen „psychische Studien" treiben
zu wollen. Wir versehen uns aber von den meisten unserer
Leser eines Besseren, da uns nur ein ganz kleiner Bruch-
theil abwendig geworden ist, der offenbar die Tragweite
unserer Studien noch nicht voll zu ermessen vermag, während
der gute Kern uns treu geblieben ist und stets neue
Kräfte sich uns zuwenden. Mit ihnen wollen wir muthig
und getrost vorwärts steuern nach dem uns Allen nur durch
Vorahnung und Berechnung gewissen, sonst aber an und
fiir sich noch ganz unbekannten Gebiete jenseits des atlantischen
Ozeans der Ewigkeit.
Gr. C. Wittig.
Kurze Notizen.
a) Geisterwalten. Den Memoiren eines französischen
Edelmannes nacherzählt von Egon Velten — in
„Das Neue Blatt" No. 26, 1883 — liest sich sehr angenehm
und ist wenigstens mit dem Scheine historischer "Wahrheit
umgeben. An der mitgetheilten spiritistischen Thatsache
selbst müssen wir jedoch entschieden zweifeln. Ein angeblicher
Gesandschafts-Attache, Marquis de Bellemont, wird in
Horn zur Zeit Napoleon L und des Papstes Pius V1L, während
Beide in erbittertem Streite mit einander lagen, in Folge
seines Versuches, einem vornehmen Italiener gegenüber der
Inquisition das Leben durch die Flucht retten zu wollen,
mit diesem heimlich durch eine verborgene Thüre und
unterirdische Gänge von der Inquisition beseitigt, der
erstere jedenfalls durch das geistliche Gericht verurtheilt
und insgeheim getödtet, der Marquis aber in den Kerker
geworfen, woselbst er 2 Jahre lang verborgen schmachtet.
Dieses könnte allenfalls eine historische Thatsache sein.
Der Marquis hat aber einen liebsten Freund, den jungen
Engländer Sir Taylor, mit dem er sich einst das Versprechen
gegeben, dass, sollten sie an ihrem Todestage von einander
getrennt sein, der eine den andern als Geist aufsuchen
wolle. Dieser erscheint nunmehr in einer Nacht dem Gefangenen
plötzlich durch eine sich in ihren Angeln bewegende
Thüre, winkt ihm zu folgen und verhilft ihm,
stets vor ihm hereilend, durch Gänge und ein letztes offenes
Gitterfenster hinaus in die ersehnte Freiheit, wo der Geist
vor ihm spurlos verschwindet. Nach zweijähriger Gefangenschaft
erreicht der Marquis sein schönes Frankreich und
seine Besitzungen an der Ehone wieder.
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