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Cox: Die Theorie unl die Thatsachen der psychischen Kraft. 499
dann geschieht es mit dem Selbstbewusstsein des Psychikers.
Wenn sie sich im Zustande der „unbewussten Cerebration"
befinden, dann wirkt die Intelligenz des Gehirns ohne das
Bewusstsein einer solchen Thätigkeit von Seiten der Seele.
In einem solchen Zustande ist Grund vorhanden, anzunehmen
, dass die Seele die Thätigkeit der psychischen Kraft
ohne die Vermittelung des Gehirns direkt lenken kann,**)
Wenn die Seele die Nervenkraft bis zum Punkte ihrer
äussersten Ausdehnung im Körper beherrscht, so ist es
nicht schwierig, zu verstehen, wie sie diese Kraft lenken
könne, wenn sie über den Körper hinausfliesst. Genau so
wie die Seele den Arm zu dreimaliger Erhebung bringt,
indem sie die Nerven veranlasst, die Muskeln zusammenzuziehen
, ebenso lässt sie die psychische Kraft in drei unregelmässigen
Wellen durch die Fasern des Holzes fliessen
und drei Klopflaute auf dem Tische oder im Fussboden erzeugen
, indem sie so Worte und Sätze durch hörbare
Zeichen zum Ausdruck bringt.
Ich habe mich auf diese Weise bemüht, so klar als
es die abstruse Natur des Subjekts gestatten will, ein
mögliches Mittel nachzuweisen, durch welches die Phänomene
der psychischen Kraft erzeugt werden könnten*
Ich wiederhole, dass ich weit entfernt davon bin, zu behaupten
, dass sie so erzeugt wird; thatsächlich sind diese
Gedanken wenig mehr, als Einfalle einer schweifenden Ver-
muthung, welche einen grossen Theil mehr Experimente und
Nachdenken erfordern werden, ehe sie selbst die Gestalt
**) In dieser Art der Darstellung liegt für uns noch yiel Unbegreifliches
. Wir halten vielmehr daran unbeirrt fest, dass selbst die
unbewusste Geistesthätigkeit eines lebenden Mediums sich niemals
ohne Vermittelung des Gehirns oder durch directe Einwirkung der
Seele mit völliger Ueberspringung des Gehirns auf äussere Gegenstände
lenken lässt. Eine solche Trennung von Seele und Sinnenbewusstsein
mit völliger Ausschaltung des Gehirns ist uns bei Lebzeiten gar nicht
denkbar. Wir glauben vielmehr, dass das Selbstbewusstsein
der Seele im Sinnenbewusstsein des Gehirns beim somnambulen
Zustande nur unter oder über die Schwelle des Fokus oder Brennpunkts
ihrer gewöhnlichen Wahrnehmungsfähigkeit springt, deshalb
aber nicht minder vorhanden oder thätig und an ihr Organ (wenigstens
an dessen Innenpole) gebunden ist. Erst mit dem Tode oder dem
Zerfall des Organs löst, sich diese Verbindung vollständig. Wir sind
deshalb noch keine Materialisten, wenn wir auch unsere Seele als im
Leben an die Materie wesentlich gebunden erachten. Wir sind vielmehr
Dualisten oder Spiritualisten, welche in allen Organismen
zwei total von einander verschiedene Principien wirksam erkennen
und nur eine zeitweilige Einheit aufrecht erhalten sehen, welche
in verschiedenen Lebensstadien mehr oder weniger gelockert, aber erst
mit dem Tode als völlig gelöst betrachtet werden kann.
Der Uebersetzer.
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