http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1883/0525
Strigel: Erklärungsversuche über Geistermanifestationen etc. 517
vorhanden sein: Harmonie und Missklang. Geist, "Wille,
Kraft muss also ein Vermögen sein, etwas zu wirken, und
eine Wirkung erscheint stets in Form einer Bewegung.
Schon Plato erfasste die Seele, den G eist, als ein Bewegtes,
oder der Bewegung Fähiges. Der Geist, welcher als ein
selbstbewusster angenommen wird, muss, weil er d e r
höchste Geist ist, sich zu den Formen seiner Bewegungen
selbst bestimmen. Denken ist eine Bewegung
im Geiste, in gewissen Formen, wie auch Vorstellungen und
Ideen nur möglich sind durch eine Selbstbestimmung
zu gewissen Formen der Bewegung in der Substanz
des Geistes.
Nur die Urv ernunf t, der Welt geist, Gott, —
der Name ist gleich — besitzt allein ursprüngliche Bewegung
und das Vermögen, durch seinen Willen bewegend und
formend zu wirken. Vom U r g e i s t geht alles plastische
Bilden aus, in der Form von Kraft und Bewegung; durch
seinen Willen entstehen und bewegen sich die Welten.
Alle Kraft in der Erscheinungswelt ist demnach in der
That Willenskraft, und der Wille in uns ist eine von der
Urkraft empfangene Kraft. — Nennen wir diese Quelle aller
Vernunft, alles Bildens, aller Kraft, wie gesagt, fortan kurz
— „Gott"!
Gott existirt nach Jakob Böhme, sowie nach den ältesten
und deu tiefsten religiösen Ansichten, als Ungrund und Urgrund
alles Seienden in zwei Weisen der Thätigkeit, welcher
Ansicht, ausser Giordano Bruno, auch der holländische Denker
Hartsoeker nicht fremd war. Diese zwei Thätigkeitsweisen
haben wir vorher nur als eine anziehende, nach dem Mittelpunkt
strebende, Kontraktive Kraft und als eine abstossende,
expansive Kraft kennen gelernt; diese beiden sich widerstrebenden
Kiäfte werden aber wohl durch eine dritte vereinigende
Kraft, nach Maass uud Zahl verbunden. Gott
manifestirt sich und wirkt also durch eine Dreieinigkeit von
Kräften.
Gott existirt ferner als ein Ausgedehnte s, Form-
loses, die Unendlichkeit erfüllend, ohne
Grenzen. Er setzt sich aber innerhalb seinem u n-
endlichen Sein selbst eine Grenze, innerhalb
welcher er gleichsam von einem Centrum aus intensiver
wirkt, sich im Denken selbst bestimmt und in seinem
weitern Wirken die Form einer Welt entwickelt, in welcher
er sich in seiner Kraft ofienbart und spiegelt; wie diese
Welt anderseits bestimmt scheint, der Aufenthalt persönlicher
Geister und entwickelter denkender Wesen zu werden,
welche nicht nur sich selbst, als Vernunftwesen, gegenseitig
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1883/0525