Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 523
(PDF, 167 MB)
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Iwan Turgöniew ein Spiritualist. 523

stischer Unsinn oder blinder Glaube an alles von vermeintlichen
wirklichen Geistern Mitgetheilte ihr Gemüth befange.

Turgenierv wird von Eugen Zabel (im Augusthefte 1883
von „Unsere Zeit") auch in der Art seiner künstlerischen
Anschauung beleuchtet. „ Wir erwähnten schon früher," —
sagt er S. 215 a. a. 0., — „wie wenig der Dichter in dem
blossen Abschreiben der Wirklichkeit Genüge finde, wie
alles, was er schafft, die Farbe seiner Phantasie annehmen
und von hier aus eine geheimnissvolle Beziehung zu den
ersten, kaum bemerkbaren Offenbarungen des Seelenlebens
hinüberleite. Das Weben des TJnbewussten, namentlich
im T r a i m e, spielt in allen seinen Werken eine grosse
Rolle; er erkennt u*id anerkennt Stimmungen, die nicht
zufällig sind, und d^ren Wurzeln sich doch jeder geistigen
Betrachtung entziehen. Man muss sie gelten lassen, auch
wenn man sie nicht versteht; denn sie schweben und walten
in ihrer mystischen Kraft dort, wo wichtige Voraussetzungen
unseres Seins und Handelns liegen. Das Schaffen des
unbewussten Geistes hat der Dichter während seines
Aufenthaltes in Baden-Baden zum Gegenstand einer eigenen
Novelle gemacht: — „Visionen" („Erscheinungen") 1883 —
die zu den abenteuerlichsten Auslegungen Veranlassung
gegeben hat, obwohl sie weiter nichts ist und sein will als
die Darlegung eines Zustandes, in welchem sich ein hochentwickeltes
Individuum während eines weit ausholenden
Traumes befunden hat. Das Auftauchen Ella's, der geheimnissvollen
Erauengestalt, die den Erzähler im Augenblick
über Städte und Länder hinausgeführt, ihm dabei wie ein
Vampyr das Blut zu entziehen scheint und der schliesslich
von einem grauenhaften Gespenst verfolgt und erfasst wird,
berührt erschütternd wie eine directe Offenbarung aus dem
Geisterreiche, in welcher Schauen und Ahnen magisch ineinander
fliessen. Bedarf es einer weitern Erklärung, so
wüssten wir keine natürlichere, als diejenige ist, welche
Sacher-Masoch in „Marzella oder das Märchen vom Glück"
seiner Heldin in den Mund gelegt hat: — 'Zuweilen, Nachts,
,wenn man allein auf seinem Lager liegt, wacht man plötzlich
auf, und mit einem Mal steht der Tod mit allen seinen
,Schrecken vor uns; alle seine Schauer schütteln unsere
,Glieder; wir fühlen die Erde unter unsern Füssen schwinden,
,wir erheben uns in Regionen, in denen wii nur mit Mühe
,athmen können, die Bilder unseres Lebens jagen vorüber.
,Erst gegen Morgen lässt uns der entsetzliche Gedanke los,
,und wenn wir nach einem kurzen unruhigen Schlafe erwachen
, gehen wir matt und fieberhaft herum. Dieser Gedanke
, der immer wieder kommt, ist der Vampyr, das

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