Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 525
(PDF, 167 MB)
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Iwan Turg6niew ein Spiritualist. 525

Grundlage. Fdbio und Muzio sind Freunde, und Valeria,
die Gattin des erstem, hat von der Persönlichkeit des letztern,
von seiner Kunst und den Gewohnheiten, die er von einer
mehrjährigen Reise durch den Orient mitgebracht hat, einen
tiefen Eindruck bekommen, ohne dass sie sich über die Bedeutung
desselben und die Gefahr, welche er für sie ein-
schliesst, klar geworden wäre. Da führt beide der Zustand
des Nachtwandeins zusammen und lässt sie, ohne dass sie
sich dessen bewusst sind, schuldig werden. Die Ausmalung
der Situation, in welcher sie von Fabio überrascht werden,
ist keusch und naiv, und geht sofort in das Mystische über,
das wie ein in räthselhaften Farben gewobener und seltsame
Düfte ausströmender Schleier um die Erzählung geschlungen
ist. — „Clara Mttitzsch" nimmt ein Motiv, das Turginiew in
„Faust" und „Erste Liebe" behandelt hat, in eigentümlicher
Form wieder auf. Es handelt sich um das Verzehrende
einer ersten, tiefgehenden, aber unglücklichen Liebesneigung
bei einem jungen Menschen, dessen Seelenleben durch Vererbung
und Erziehung in seiner Entwicklung aufgehalten
worden ist, bis der Eindruck des Weiblichen wie ein Blitz
in seine Empfindung fährt und sein Nervenleben in den
wildesten Aufruhr versetzt. Der plötzliche Tod des Mädchens
bewirkt, dass er sich als Mitschuldigen desselben betrachtet,
und erfüllt seine Träume mit immer lebhafteren Bildern, in
welchen die Geliebte sich zu ihm herabneigt, bis der Fieber-
Wahnsinn eintritt und die Agonie für ihn zur seligsten Vereinigung
macht*.) Auch in dieser Erzählung ist der üppig
wuchernde Keim des Phantastischen in streng realistischen
Boden, die Schilderung des modernen russischen Lebens
gesenkt." —

Die „Senilia" werden von seinem auf alle Lebensverhältnisse
und Dichtungen liebevoll eingehenden Kritiker
sehr hoch geschätzt. „In keinem Buche," sagt er, „tritt
uns der Autor so menschlich nahe wie in diesem, welches
die Jahre i 878 bis 1882 umfasst und eine Fülle von Lebensweisheit
in der anspruchslosen Form des Zufälligen und
Gelegentlichen darbietet. Hier ist sein ideales Wollen, seine
reiche Lebenserfahrung, seine warme Menschenliebe wie in
einem kostbaren Schreine enthalten, in dem sich Juwel an
Juwel reiht und der eine an Glanz und Feuer den andern
immer noch zu übertreffen scheint. Das pessimistische Dunkel,
welches sich auf diese poetischen und philosophischen Skizzen
herabgesenkt hat, lässt ihre Facetten nur noch reicher

*) Einen ähnlichen Hang verräth der englische Dichter RossetH,
Vgl. „Psych, Stud « Maiheft 1883 S. 245. - W%


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