Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
10. Jahrgang.1883
Seite: 549
(PDF, 167 MB)
Bibliographische Information
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Vom Herausgebor: Aus meiner Erfahrung. 549

langt. — „Das Russische?" — „Nein." — „Das Französische
?" — „Ja".

Ich selbst sagte das Alphabet her. Ich hatte die linke
Hand auf dem kleinen Tische,^der uns für die Seaneen
diente, und mit der rechten Hand schrieb ich die Buchstaben
auf einen andern Tisch nieder. Als ich die Buchstaben
ani . . . notirte, vermuthete ich, dass es das Wort
aniversaire (Jahrestag) werden würde, denn wir hatten
gerade den 6. December, den Jahrestag des heiligen
Nicolaus] aber die weitere Fortsetzung ergab anima (die
Seele), welches Wort mich vermuthen Hess, dass es lateinisch
wäre. Als der Tisch anhielt, fragte ich: — „Ist das
Alles?" — „Ja.<4 — „Wer spricht mit uns?" — „Ernest"
— Der Name war uns fremd und sagte uns nichts; aber
der Tisch hielt noch nicht an, sondern setzte hinzu: —
Nolke*} — Damit erklärte sich Alles.

Ernst Nolke, ein Deutscher von Geburt, war Philolog
und Professor der lateinischen und griechischen Sprache zu
M. gewesen; er hatte in seinem Hause eine ganz kleine
Pension (Erziehungsschule) gehalten, und in diesem Pensionat
war mein Freund erzogen worden. Der alte Professor
hatte für ihn eine ganz besondere Vorliebe, und mein
Freund bewahrte ihm seinerseits stets eine liebevolle Hochachtung
.

Ich schrieb die weiterfolgenden Buchstaben im Dunkeln.
Der vollständige Sinn des Satzes blieb mir unbegreiflich.
Als ich die Kerze anzündete, um das Geschriebene zu lesen,
stand folgender Satz da: —

„anima solvet moriundo dolorem."

Hier muss ich einschalten, dass schon vor langer Zeit
das Lateinische einen Theil meiner Studien gebildet und
ich mich mit ihm ziemlich befasst hatte; mein Vetter hingegen
hatte so eben erst seinen Gymnasial-Cursus beendigt,
indem er Griechisch und Lateinisch getrieben; wie man
sieht, waren wir nicht Fremde, aber auch gerade keine
Spezialisten in dieser Sprache. In meinen Gedanken fasste
ich „s o 1 \ e t"**) im Sinne von „s o 1 e t" auf; und während
ich die Buchstaben niederschrieb, glaubte ich,dass es heissen
müsste: —„solet mori"'; als ich im Dunkeln „dodo" weiterschrieb
, war ich sicher, dass dies ein Fehler sei; ich muth-
maasste, dass es heissen müsste: — „inde dolor".

Hierauf kam mir der Gedanke, mich an die unsichtbare
Intelligenz mit der Bitte zu wenden, mir sagen zu

*) Ich gebe hier nur ein Pseudonym.
**) Es wäre eigentlich als Futurum aufzufassen gewesen.


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