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Vom Herausgeber: Aus meiner Erfahrung,
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wurde dasselbe in „prehendere" verbessert. Alles
andere war richtig, aber der allgemeine Sinn des Ganzen
blieb uns trotzdem unklar.
Wir vermutbeten, dass es zwei Sätze sein müssten,
deren erster lautete: —
„Vertementemadaeternitatem tristitia
„dissolut a."*)
Und als zweiten Satz erhielten wir: —
„Anima dolorem meminisse lata dis-
„cordia vitae et mortis potentiam prehen-
„dere nequit nisi fiducia coelestae divi-
„naeque veritatis et justitiae excelsae in
„anima tua permanet."**)
Was wollte sagen: „latadiscordia?" Sollte es
den Sinn haben von „sublata", wie z. B. in „sublata
causa" (nach aufgehobener Sache), oder aber den entgegengesetzten
Sinn — „ob lata?"
Auch mit dem Worte „meminisse" konnten wir
nicht fertig werden; es schien uns, dass es weit eher
„oblivisci" (vergessen) heissen müsste.
Behufs Aufklärung wendete ich mich abermals an die
Vermittelung des Tisches, aber für dieses Mal gab uns der
Tisch nicht das geringste Lebenszeichen mehr — er blieb
unbeweglich.
Ueberdiess war das Wort „f i d u c i a" (Vertrauen) neu
für uns; wir begriffen wohl den Sinn, aber wir selbst würden
das Wort „fides" angewendet haben; seine Konstruktion
mit dem Genitiv überraschte uns; als wir im
Lexikon nachsuchten, fanden wir, dass unser unsichtbarer
Redner dennoch Recht hatte, denn „fiducia" hat wirklich
den Genitiv neben sich. Wir würden gesagt haben:
„fides in", oder auch, wenn uns das Wort „fiducia"
bekannt gewesen wäre, „fiducia in" —, wie man im
Russischen und in anderen romanischen Sprachen zu sagen
pflegt, was aber im Lateinischen, wie es sich damals erwies
, ganz unrichtig sein würde.
(Fortsetzung folgt.)
*) D. h. „Richte den Geist auf das Ewige, wen« die Traurigkeit
„vorüber ist." Gr. C. Wittig.
**) D. h. „Die Seele kann nicht die Kraft gewinnen, sich des
„»Schmerzes zu erinnern nach ertragener Zwietracht des Lebens und
„des Todes, wenn nicht das Vertrauen auf die himmlische und göttliche
Wahrheit und auf die erhabene Gerechtigkeit in Deiner Seele
„wohnt." Gr. C\ Wittig.
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