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Strigel: Erklärungsversuche über Geistermanifestationen etc. 567
„das Höchste, was der Mensch von Gott erkennt, ist nur
ein Bild!" —
Zum Schluss wollen wir die geehrten Leser noch auf
die zahlreichen Kundgebungen Sterbender*) verweisen,
welche nach der Ansicht der Spiritualisten noch am ehesten
zu wirken fähig sein müssten, da ihre zum Wirken
nöthigen Medien noch nicht jene Reinheit erlangt haben,
welche sie unfähig macht, die Stoffwelt zu beeinflussen. Wir
schreiben diese Beispiele nicht für jene grossen (?) Geister,
welche in ihren besonderen Einbildungen schwelgen und
dieses reiche und tiefe Gebiet vernachlässigen, von dem
schon Schopenhauer sagte, dass es die Pflicht jedes Gelehrten
sei, es kennen zu lernen! Solche sogenannte „Gelehrte"
mögen in besondern Fächern Tüchtiges leisten; umfassende
Tiefe aber und hohes Wissen besitzen sie kaum; sollen wir
auf ihre Lehren, gleich solchen von albernen Geistern, zu
viel Gewicht legen? — „Prüfet alles und das Beste behaltet
!" —
Im ersten Band des „Magikon" befinden sich S. 206 ff.
Berichte über Fernwirkungen von Sterbenden, aus welchen
wir abgekürzt das Folgende ausheben.
„Der Schulgehilfe Holzinger von Schnaith im Remsthale
erhielt am Palmsamstag 1834 die Aufforderung von den
Seinigen, sich unverzüglich nach Hause zu begeben, da seinen
78 jährigen Vater der Schlag getroffen habe und derselbe
noch besonders nach ihm verlange. Die Angehörigen des
Holzinger wohnten in Merklingen, und da er die Reise zu
Fuss machen musste und ein schlechtes Wetter ihm nicht
erlaubte, in seinen zerrissenen Stiefeln abzureisen, so musste
er die Stiefel rasch machen lassen. Unruhig brachte er
das Palmfest hin und ging frühe zu Bett. Er mochte etwa
zwei Stunden geschlafen haben, als er durch ein Geräusch
erwachte. Es war ihm, als würde seine Zimmerthüre geöffnet
, und er hörte deutliche Tritte seinem Bette sich
nähern. Der Mond schien hell, er sah jedoch Niemand.
Plötzlich hörte er die bekannte Stimme seines Vaters die
Worte sprechen: „Stehe auf, Andreas, ich muss mit Dir
reden!" Holzinger erhob sich schnell und rief: „wer ist da?"
Erhielt jedoch keine Antwort. Bald darauf schlug es U
Uhr. — //. legte sich wieder nieder. Nach einer halben
*) Hierttber studire man besonders das jüngst in zweiter Auflage
erschienene Werk des protestantischen Pastors (ehemaligen Garnisonpfarrers
) Franz Splittgerberx —. „Schlaf und Tod oder die Nachtseite
des Seelenlebens nach ihren häufigsten Erscheinungen im Diesseits
und an der Schwelle des Jenseits." (Halle, Jul fricke, 1881.)
2 Bde. — Die Eed.
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