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Witt ig: Die Feclmer'sche Philosophie. Naeh Th. Achelis. 575
ohne eigenen Werth, hier Vollendung, Zweck, selbstthätiger
Genuss und bewusste Empfindung. Diese dualistische
Auffassung, nahe gelegt besonders durch die physiologischen
Erörterungen und die psychologischen Deutungen des Verhältnisses
von Reiz zu Empfindung, will Fechner durch eine
wesentlich monistische ersetzen, welche Materie und
Geist, Leibliches und Seelisches als Erscheinungsweisen ein
und desselben Wesens betrachtet, jenes als die Art, wie
sich das Wesen andern, dieses, wie es sich dem eigenen
Geist offenbart, und verchieden, eben nach der Wahl dieses
verschiedenen Standpunktes für ein und dieselbe Sache. So
erscheint auch, fährt Fechner fort, der materielle Gehirn-
prozess verschieden von den daran geknüpften Empfindungen
und Gedanken, weil dasselbe Wesen, das beiden gemeinsam
unterliegt, als Gehirnprozess äusserlich, als geistiger Prozess
innerlich aufgefasst wird. „Nicht etwa haften Körper und
Geist, oder Leib und Seele, als zwei grundwesentlich verschiedene
Wesen an einander/' Diese Identität der Substanz
will unser Philosoph aber nicht etwa mit einer Identität
der beiderseitigen Prozesse verwechselt wissen, als ob diese
an sich gleichartig seien, und nur gelegentlich dem flüchtigen
Blick als verschiedene Erscheinungen entgegentreten:
vielmehr hält er hartnäckig an der ursprünglichen Ansicht
fest, dass nur das Wesen als solches (und natürlich jedes)
identisch mit sich selbst ist, hingegen durch die psycho-
pbysische Organisation unserer eigenen Natur Geistiges und
Körperliches nothwendig als zwei (und daher schon nicht
mehr identische, sondern verschiedenartige und bisweilen
gegensätzlich gefasste) Eactoren erscheinen müssen.
Wegen der näheren Ausführungen und Begründungen
müssen wir durchaus auf den 21 Lexikon-Oktavseiten enthaltenden
I. Artikel von Th. Achelis verweisen, da wir hier
nur dessen allgemeinste Umrisse wiedergeben konnten. Herrn
Prof. Fechner gegenüber, welcher seiner Zeit im Verein mit
dem so plötzlich vor uns geschiedenen Prof. Zöllner ein so
entschiedenes und furchtloses Z e u g n i s s für die Realität
mediumistischer oder psychischer Phänomene*) abgelegt hat,
fühlen wir uns noch verpflichtet, unseren Lesern das im
Achelis'schen Artikel enthaltene summarische Verzeichniss
seiner Hauptwerke mitzutheilen, damit dieselben selbst an
der Quelle zu schöpfen vermögen: — 1) „Das Büchlein
vom Leben nach dem Tode" (2. Aufl., Leipzig 1866);
2) „Ueber das höchste Gut" (1846); 3) „Nanna, oder über
*) Siehe „Psych. Stud," 1876, S, 188; 1877, S, 132; 1879, S. 287,
427, 433 u. 543.
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