Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 17
(PDF, 166 MB)
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Maack: Ideen über den historischen Beweis etc. 17

„man sagt, es könnten historische Wahrheiten nicht demon-
strirt werden; aber demohngeachtet müsse man sie eben so
fest glauben als demonstrirte Wahrheiten." Aber was heisst
und ist denn Wahrheit? — „Die Essenz des Wissens der
jeweiligen Erkenntniszstufe." Griebt es demnach überhaupt
eine „historische Wahrheit" in dem gemeiniglich darunter
verstandenen Sinne? Ist es nicht eine contradictio in
in adjecto? denn im Begriff „historisch" liegt etwas Abgeschlossenes
, Vergangenes, und die „Wahrheit"
„strebt und irrt" sie wird sich nie als etwas Abgeschlossenes
präcisiren lassen, Wem fallen hier nicht
Lessing'}s schöne Worte ein: „Nicht die Wahrheit, in deren
Besitz irgend ein Mensch ist oder zu sein vermeint, sondern
die aufrichtige Mühe, die er angewendet hat, hinter die
Wahrheit zu kommen, macht de?i Werth des Menschen....
Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit, in seiner
Linken den einzigen, immer regen Trieb nach Wahrheit,
obschon mit dem Zusätze, mich immer und ewig zu
irren, verschlossen hätte, und spräche zu mir: 6WähleP
ich fiele ihm mit Denrath in seine Linke und sagte: 'Vater
gieb! die reine Wahrheit ist doch nur für
Dich allein!'" — Indess, die Richtigkeit des Begriffes
und die Möglichkeit einer „historischen Wahrheit" zugegeben,
mache ich nunmehr darauf aufmerksam, dass ein anderes
historische Wahrheiten, ein anderes historische T h a t-
sachen sind, und ferner ein anderes historische
Wahrheiten, ein anderes absolute Wahrheiten. Die
Nothwenligkeit, hierauf hinzuweisen, wird sofort in die
Augen springen. Aus einigen Beispielen, welche diese Unterscheidung
dem Verständniss näher führen sollen, wird man
erkennen, dass der Begriff „historische Wahrheit" der
weitere ist; in ihm liegt ein von vielen „historischen Tbat-
sachen" Abstrahirtes. Eine historische Thatsache kann
nun — als etwas Vergangenes, hinter uns Liegendes —
sicherlich nicht wieder ad oculos demonstrirt oder discu-
tirt werden, (wobei ich natürlich jede philologische Quellen-
Kritik zur Sichtung der Thatsachen ausschliesse;) mit einer
historischen Wahrheit verhält es sich aber anders. Diese
kann unter Umständen demonstrirt werden, sei es positiv,
sei es negativ. Im Hinblick auf den letzten Fall sagen
wir lieber: eine historische Wahrheit kann vermittels Vernunftschlüssen
und ebenfalls, indem man wiederum die Geschichte
zur Hülfe nimmt, also eine historische Gegen-Wahrheit
aufstellt, discutirt werden, wodurch dann gezeigt werden
kann, dass aus historischen Thatsachen die bezügliche
historische Wahrheit falsch abstrahirt ist. „Denn was

Psychische Studien. Januar 1884. 2


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