Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 37
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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Wittigt Zwei Visionen und ihre Kealität. 37

wird es auch nicht durch die Belehrung eines, der von den
Todten auferstände. Zwischen Diesseits und Jenseits ist
und bleibt eine grosse Kluft befestigt!" — Also sind und
bleiben Beide diametrale Gegensätze von einander auch für
die christliche Betrachtung. — Es ist selbstverständlich,
dass, wenn uns im Jenseits wirklich und wahrhaftig Durst
quält, eine brennende Flamme Pein bereitet, ein Tropfen
Wasser Kühlung der Zunge bringen kann, dann auch alle
anderen irdischen Dinge und Empfindungen auf uns gleich
sinnlich einwirken müssten, die Je suiten mit ihren Höllengeschichten
Recht hätten und schliesslich auch wilde Thiergeister
und Ungeziefer uns dort plagen würden wie hienieden.
Es gäbe Mücken im Paradiese! Es würde einen zweiten
Kampf ums Dasein und ßassenkämpfe auch im Jenseits
geben. Wären wir wirklich mit einer solchen Annahme
irgendwie gebessert, wäre eine solche Annahme auch nur
im entferntesten der Wahrheit jener grossen Kluft zwischen
Diesseits und Jenseits entsprechend? Müsste unsere Erde
nicht seit Adam voller unglücklicher Geister in Billiarden
von Millionen wimmeln und wimmern, so dass selbst „Kladderadatsch
" sie in mitternächtiger Stunde zu Berlin vernehmen
und sich gläubig bekehren müsste?

Die in unseren beiden Fällen mitgetheilten Conflicte
und Lebensprobleme würden vielleicht in dieser oder einer
analogen Weise nur dann zum geschilderten Austrag kommen,
wenn die Geister der Gestorbenen wirklich um uns auf dieser
Erde blieben und sich uns ganz frei, ohne Medien, nähern
und kundgeben könnten. Heisst das aber wohl, ein freier
Geist zu sein, der sich nicht mehr aus sich selbst hervor
zu offenbaren vermag, sondern erst die Sinneswerkzeuge
eines lebenden Mediums benutzen muss, um sich durch sie
höchst nothdürftig verständlich zu machen? Es wäre das
ein jammervoller Zustand der Gebundenheit, ein wahres
Fegefeuer oder selbst mehr wie eine itante'sche Hölle für
das Bewusstsein und die fortwährende Befürchtung, falsch
repräsentirt zu werden. Kann der Geist ein Medium durch
sog. Besessenheit in Beschlag nehmen, warum sollte er denn
nicht auch eine Schreibfeder selbst ergreifen und ganz ungehindert
und nach seinem Gutdünken seine „Geistergedanken
" correct entwickeln können ? Ich wüsste nicht, ob sich
dann ein Lessing, ein Goethe u. s. w. nicht würden Respect
zu verschaffen wissen, ebensogut wie wir Zweifel an unserer
eigenen Person und Denkweise jederzeit hienieden zu widerlegen
wissen. Ein angeblicher Geist, der das nicht kann,
ist unseres Erachtens eben kein wahrer Geist, sondern nur ein
eingebildetes Schemen seiner selbst. Gr. C. Wittig.


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