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46 Psychische Studien. XL Jahrg. 1. Heft. (Januar 1884.)
„gewillt, dafern es möglich ist, diese Frage so oder so zu
„entscheiden. Komm also, damit ich die Stunde, die Olbasanus
„mir festgesetzt, nicht versäume." — Die Fortsetzung und
der Schluss liefern allerdings nur eine Lösung auf Grund
der Betrugstheorie. Dergleichen ist in alter und neuer Zeit
wirklich vorgekommen. Doch welcher ernste Forscher liesse
sich dauernd durch dergleichen Betrügereien täuschen ? Der
moderne Mediumibmus beruht noch auf ganz anderen Räthseln
des Natur- und Seelenlebens, welche in der That die Frage
nach der Existenz und möglichen Einwirkung einer jenseitigen
Geisterwelt nahe legen. "Wir möchten den geschätzten Herrn
Verfasser bloss um Aufklärung solcher Naturgeheimnisse
nach seiner jetzigen Denkweise bitten, bei denen Betrug ausgeschlossen
erscheint, wie bei den Fällen sub h) c) d) u. e)
l) J. Rambosson: — „Phenomenes n e r v e u x,
intellectuels et moraux, leur transmission
par contagion" (Paris, Didoi et Co., 1883) VII u. 405
p. 8°. Fr. 6 — betitelt sich ein Werk über Nervenerscheinungen
im Bereiche des Verstandes und der Moral und
deren Uebertragung durch Ansteckung. Nach des Verfassers
Ansicht soll dieses von ihm gefundene Gesetz eines
der fruchtbarsten in seinen Folgerungen sein und den bisher
noch nicht erklärten Vorgängen der Nachahmung nervöser
Erscheinungen, der sogen, psychischen Ansteckung zu
Grunde liegen. „Dieses Gesetz" — sagt sein Kritiker in
„Deutsche Litteraturztg." No. 42 v. 20. Oct. 1883 — „(loi
de la transmission et de la transformation du mouvement
expressif) knüpft an das Gesetz von der Erhaltung der
Kraft an. Jede Bewegung, welche durch die Sinnesorgane
eine Empfindung und Wahrnehmung hervorruft, führt dadurch
* zu einer cerebralen (Gehirn-)Bewegung, die die Seele beein-
flusst. Die Seele ihrerseits erzeugt in Folge dieses Einflusses
oder spontan (freiwillig) bei ihrer denkenden oder empfindenden
(und wollenden) Thätigkeit eine Bewegung des Gehirns, welche
nach aussen geleitet als mimische u. a. Bewegung zu Tage
tritt. In dieser Form wird sie wieder den Sinnesorganen
anderer Personen zugeführt und ist so im Stande, in deren
Gehirn die ursprüngliche Bewegung und in deren Seele den
entsprechenden Zustand wieder zu erzeugen. Dieses Gesetz
soll die Uebertragungsfähigkeit der physiologischen und pathologischen
Vorgänge im Nervensystem (Gähnen, Lachen,
Weinen, Krämpfe verschiedener Art u. a. m.), die Verbreitung
von Geistesstörungen durch den Umgang, die sog.
psychischen Epidemieen, allgemeine Illusionen und Wahnvorstellungen
, die Selbstmorde und Verbrechen in Folge
von Nachahmung und vieles andere erklären. Auch das
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