Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 67
(PDF, 166 MB)
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Maack: Ideen über den histor. Beweis einer Geiaterwelt. 67

und für sich weiter lebt; der Manendienst tritt unmittelbar
ins Leben, während der Götterdienst erst fern am Horizonte
auftaucht .... Und das Naturkind fragt sich weiter:
sollte der Vater, der seine fortdauernde Liebe durch die
Traumbesuche zeigt, nicht auch in seiner von den Fesseln
des Leibes befreiten Gestalt mehr Macht gewonnen haben,
uns zu schützen und zu helfen; sollte der Häuptling, der
so tapfer und so besorgt im L e b e n für uns alle handelte,
nicht mit verdoppelten Kräften fortfahren, dies zu thun?
Man richtet Bitten und Gebete an sie: der Manen- und
Heroen-Cultus gewinnt bestimmtere Formen . . Es möge
mir gestattet sein, über den Traum noch die Oitate zweier
antagonistischer Philosophen anzuführen. Otto Pfleiderer*)
sagt: — »Der kindlichen Menschheit fällt es gar nicht ein,
den Dingen, die sie im Traum sieht oder hört, weniger
objektive Realität beizulegen als denen, welche sie mit
wachen Sinnen wahrnimmt. Das Bild also eines Verstorbenen
, das dem Träumenden erscheint, gilt diesem auch
nach dem Erwachen als völlig objectives Dagewesensein der
wirklichen Seele des Verstorbenen, die sonach getrennt von
ihrem wirklichen Leib (denn dieser ist vernichtet oder liegt
im Grabe) nicht nur fortexistirt wie vorher, sondern auch
sich frei bewegt und mit der Welt der Lebenden verkehrt
(!) . . Einer der krassesten Materialisten, Friedrich
Nietzsche,**) spricht sich u. a. in folgender Weise über
den Traum aus: — „Im Traume glaubte der Mensch in
den Zeitaltern roher uranfänglicher Cultur eine zweite
reale Welt kennen zu lernen: hier ist der Ursprung
aller Metaphysik. Ohne den Traum hätte man keinen
AnlabS zu einer Scheidung der Welt gefunden. Auch die
Zerlegung in Seele und Leib hängt mit der ältesten Auffassung
des Traumes zusammen, ebenso die Annahme eines
Seelenscheinleibes, also die Herkunft alles Geisterglaubens und
wahrscheinlich auch des Götterglaubens. 'Der Todte lebt
fort! denn er erscheint dem Lebenden im Traume1: so
schloss man ehedem, durch viele Jahrtausende hindurch."
— So sehen wir, dass Philosophen der verschiedensten
Richtungen sich über die Wirkung des Traumes in Bezug
auf den Verhaltungsmodus der Seelen der Abgeschiedenen
gleichartig äussern.

Somit kann das Traumleben angesehen werden
als die natürliche Quelle des Glaubens, zunächst an die bloss

*) „Religionsphilosoph je auf geschichtlicher Grundlage." (Berlin,
Reimer, 1878) pag. 279.

**) „Menschliches, Alizumenschliehes." (Leipzig. E. Scfimeilzncr,
1878.) pag. 7.

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