Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 68
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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68 Psychische Studien. XI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1884.)

passive Existenz, dann aber auch an die Möglichkeit eines
aktiven Eingreifens der leiblosen Geister. Mehr litterarische
Belege für diese Ansicht zu liefern, verbietet der beschränkte
Baum. Nur auf zwei Punkte sei mir verstattet hinzuweisen.
Die Existenz und das thatkräftige Eingreifen einer als objektiv
bestehend angenommenen Geister- und Götterwelt in
die irdische ist in den homerischen Gesängen zur höchsten
künstlerisch vollendeten Darstellung gebracht. An unzähligen
Stellen, namentlich der Utas, sehen wir die „leuchtende
Gesellschaft olympischer Wesen" entscheidend interveniren.
In der That, für einen mit den Lehren und Ansichten des
modernen Spiritismus Vertrauten gewinnt das grosse Doppelepos
der Ilias und Odyssee einen neuen eigenthümlichen Reiz.
Ebendasselbe Eingreifen üb er weltlicher Mächte finden wir
dann weiter in den antiken Tragödien zur plastischen Darstellung
gebracht. Wie das Drama entstanden aus dem
Chor beim Cultus des Dionysos, dass ursprünglich nur Götter
und Halbgötter die Akteure waren, kommt hier nicht zur
weiteren Klarlegung; ich wollte nur, nachdem Euripides als
der erste den Menschen des alltäglichen Lebens auf die
Bühne gebracht hatte, den bei ihm oft vorkommenden „deus
ex machina" ins Auge fassen» Dieser bühnen-technische
Ausdruck bezeichnet wörtlich das mittels einer Maschine
bewerkstelligte Herablassen eines Gottes, um den tragisch
geschürzten Knoten durch plötzliches Dazwischentreten
günstig zu lösen. Dahin gehört z. B. die Erscheinung des
Herakles im „Philokiet" und die der Diana in der „Iphigeneia".
Auch im gewöhnlichem Leben wendet man noch bisweilen
diesen Ausdruck an, wenn unerwartet eine kritische Lage
zum guten Ausgang geführt wird.

Aber von einem guten Drama verlangen wir heutzutage,
dass es auf Conflikten beruht, welche aus elementaren Leidenschaften
entstanden sind und vermittels welcher letzteren
die Schuld aus dem innersten Charakter des Haupthelden
„hervorquillt". Sheakspeare war es, der zuerst alle überweltlichen
Schicksalsmotive aus der Handlung entfernt
hat, indem er „den tragischen Untergang des Helden immer
nur als die naturnothwendige und die unab-
wendliche Folge seiner tragischen Schuld behandelt
und darstellt*'. Er transformirte die antike Schicksalstragödie
, welche in dem Glauben an ein ausser-
weltliches Schicksal und au ein unabwendbares Götterver-
hangniss wurzelt, in die moderne C h a r a k t e r t r a-
g ö d i e, in der sich alles naturgemäss und logisch ergiebt.
So z. B. findet bei Euripides die Entfernung „der Schwester"
statt durch ein rein äusserliches, wundertätiges Eingreifen,


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