http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0079
I
Maack: Ideen über den histor. Beweis einer Geisterwelt. 71
ruhende Kraft 'wie betrunken' erkannte, die zu ihrer Wirksamkeit
nur geweckt zu werden braucht, da sie eine natürliche
, ihm angeborene ist, 'sodass es abgeschmackt ist, zu
,glauben, dass der Teufel etwa sein Spiel treibt, (der nur
,in der Unwissenheit sein Feld hat und seinen Ruhm findet),
,wenn ein Mensch durch den Willen auf andere, und zwar
,sogar auf weite Entfernungen einwirkt. Der Magnetismus
waltet überall und hat ausser dem Namen nichts
,Neues, auch nichts Widersinniges als für Jene, welche
,alles belachen oder der Gewalt des Teufels zuschreiben,
,was sie nicht verstehen.'" (Van Heimoni: „de magnetica
vulnerum curatione"; seine „omnia opera", Frankfurt 1682)/'
Es steht somit fest, dass es Zeiten gegeben hat, wo
man die magnetischen Erscheinungen überirdischen Ursachen
zuschrieb; und es steht ferner fest, dass wir die Eigenschaften
des Magnets — auch noch nicht erklären können,
aber jedenfalls wissen, dass wir es hier mit einer das ganze
Weltall beherrschenden physikalischen Naturkraft, und nicht
mit Geistern, Teufeln oder Gespenstern zu thun haben. Die
magnetischen Phänomene haben für uns ihr Uebersinnliches
verloren. Für die Menschen jener früheren Epochen waren
sie transcendental, aber sie waren ihnen subjectiv trans-
cendental, also etwas relativ Transcendentales; uns sind sie
aber real geworden. Hätte ein menschliches Individuum,
das vor Jahrhunderten die magnetischen Erscheinungen
dem Teufel oder etwas dem Aehnlichen zuschrieb, weil er
sie naturgemäss sich naturgeroäss nicht erklären konnte,
bis auf die Jetztzeit leben können, so würde er, indem er
die im Verlaul der Zeiten gewonnenen naturwissenschaftlichen
Entdeckungen auch zu seinem Eigentimm gemacht
hätte, gegenwärtig den Irrthum seiner damaligen Auffassung
eingestehen müssen. Mit Recht sagt daher in ähnlichem
Sinne Pascal*): — „Wenn wir den Diamanten den härtesten
aller Körper nennen, so meinen wir das von allen
Körpern, die wir kennen, und wir können und dürfen darunter
nicht die mitrechnen, welche wir noch garnicht kennen:
und wenn wir das Gold den schwersten aller Körper
nennen, so wären wir sehr verwegen, in diese allgemeine
Aufstellung alle die mit einzurechnen, die noch gar nicht
in unserer Kenntniss sich befinden, obwohl es nicht unmöglich
wäre, dass sie sich in der Natur „vorfänden." —
Pascal lebte von 1623—1662, und 17ö0 — also ein Jahrhundert
später! — wurde das Platin mit dem spezifischem
Gewicht 21,25 entdeckt, während das des Goldes
*) „Gedanken". (Leipzig, Reclam jun.) pag. 29.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0079