Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 80
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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80 Psychische Studien. XI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1884.)

rühmten Sidi-Abd-el-Kader-ed-Dßlali begegnete, dem Haupte
von sieben religiösen Orden, und dessen eifriger Schüler er
wurde, nach Bagdad, Sevilla, Kordova und Bougie, wo er
sich fest niederliess. UeberaU stand sein Wissen hoch in
Ehren, und seinen Lehren folgte eine Schaar von begeisterten
Jünglingen. Nach und nach war der Theolog im x\po-
stel aufgegangen; seine Handlungen erscLienen der Menge
übernatürlich, und das Volk gab der Ueberzeugung Raum,
dass ihm die Grabe der "Wunder verlieher, sei, und Choaib-
el-Andalosi, der (Mehrte, verschwand vor der gebietenden
Gestalt des Marabut (Heiligen) Sidi-Bu-Medin. Er wurde
Schiedsrichter in allen Streitfragen, allgemeiner Rathgeber,
und der Ruf seiner Weisheit und Heiligkeit drang bis in
die Ferne. Man erzählt sich, dass ein Taleb, welcher im
Zwist mit seiner Frau lebte und daran dachte, sie wegzuschicken
, einst am frühen Morgen zu Sidi-Bu-Medin gekommen
war, um seinen Rath zu hören. Kaum war er vor dem
Marabut erschienen, als dieser ihm mit lauter Stimme zurief
: „Behalte dein Weib bei dir und fürchte Gott!" Das
war ein Wort des Korans, Spruch 37 der Surate XXXIII
und eiue so treffende Antwort auf die ünents^hlossenheit
des erzürnten Gatten, dass er vor Erstaunen im Augenblick
ganz starr blieb. Dann aber, als er sich von seiner
Ueberraschung erholt hatte, näherte er sich schüchtern dem
heiligen Mann. „Wie hast du die Ursache meines Kommens
wissen können?" fragte er ihn; „Gott ist mein Zeuge, dass
ich mit keiner lebenden Seele davon gesprochen habe." —
„Ich habe deutlich die Worte des Buches auf deinem Burnus
gelesen", antwortete der Marabut, „und so deine Absicht
errathen." Ueberzeugt, dass ein Wunder zu seinen Gunsten
geschehen war, behielt der Taleh seine Frau bei sich.

Sidi-Bu-Medin entging jedoch in vorgerücktem Alter
den Verleumdungen seiner Neider nicht, und der Sultan
Yakub-el-Mansur aus dem Stamme der Aimohaden befahl ihm,
sich nach Tiemcen zu begeben, wo er ihn selbst verhören
wollte. Der Marabut trat gehorsam die Reise an, obgleich
er sehr geschwächt war durch vieles Fasten und durch die
Zahl der Jahre. Zu Ain-Teckbalet angekommen, erblickte
er von Ferne Tiemcen, sah wie im Traum die Gärten und
Berge wieder, die die Begeisterung semer Jugend gewesen,
und seine Gefährten auf das Ribat (museJmännisches Kloster)
von El Ebbad hinweisend, rief er, wie von höherer Eingegebung
hingerissen: „Wie ist doch dieser Ort geschaffen,
um dort den ewigen Schlaf zu schlafen!" Eine Strecke
weiter, zu Ued Isser, entschlief er, nachdem er gesprochen
hatte: „Gott ist die höchste Wahrheit!" Er war 75 Jahre


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