Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 86
(PDF, 166 MB)
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86 Psychische Studien* XI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1884.)

wiederum in Moll, in Resignation aus. In Resignation, aber
noch nicht in neue Verzweiflung, in tragische Zerstörung.
Es bleibt zweifelhaft, wie der Dichter, als ihm zuerst das
magische Motiv aufgegangen war und sich in seinem Geiste
weiterspann, seinen Faust aus dem "Wege der Magie
herauszuführen gedachte, der keinen Sterblichen
an ein gedeihliches, mit der sterblichen
Natur verträgliches Ziel führen kann. Vielleicht
, dass die Geisterwelt, anstatt dem durstigen
Faust sich spröde und höhnisch zu verschliessen, ihm eine
Stimme warnender, aber zugleich tröstlich erleuchtender
Weisheit gesendet hätte über das, was dem Sterblichen
ziemt und möglich ist. Denn das dürfen wir mit voller
Ueberzeugung als sicher hinstellen: als der Dichter der
Verzweiflung des Faust so ergreifende Töne zu leihen wusste,
war er über diese Verzweiflung schon hinaus, war er hinaus
auch über die Forderung, welche Faust an das "Wissen stellt,
und aus welcher dessen Verzweiflung entspringt. Der Dichter
besass bereits die Ahnung des Weges, auf welchem die
Vereinigung des Endlichen und Unendlichen
im irdischen Leben liegt, desselben Weges, den er spater
unzählige mal am schönsten unter allen Dichtern und
Weisen der Welt gezeigt hat. Dass aber der Versuch
des Faust, auf dem Wege der Magie den Schranken der
Endlichkeit und ihres todten Wissens zu entspringen, in
der ersten Gestalt der Faustdichtung ein tragisches Ende
nahm, — was wir hier voraussetzen und wofür wir später
Gründe angeben werden, — diese Nothwendigkeit floss aus
dem dritten Thema der ursprünglichen Faustdichtung, das

wir nun ins Auge zu fassen haben."--

„Faust verlangt von den Geistern, mit denen er
durch das Mittel der Magie in Verkehr tritt, die Kraft des
unendlichen Lebens im Schauen und Geniessen. Er wird
gewarnt vor dieser Kraft, weil der irdische Geist, in die
irdische Schranke der Empfindung gebannt, von dieser
Kraft zerstört werden muss, wie Semele vor der unverborgenen
Gottheit des Zeus. Faust besteht darauf, diese Kraft
zu erhalten; er erhält sie und erlebt, dass sein irdischer
Geist die Wirkungen dieser Kraft weder ertragen noch
lenken kann, so dass er vor dem Anblick ihrer Verheerungen
der Vernichtung entgegenstürzt." — Auch über die Entstehung
der von Faust beschworenen Geistgestalten des
Makrokosmos und des Mikrokosmos oder Erdgeistes
in ihrem Verhältniss zur Lehre des Spinoza über
Modus und Substanz, Endliches und Unendliches, erhalten
wir tiefsinnige Aufschlüsse. „Die Wirksamkeit des Unend-


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