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90 Psychische Studien. XL Jahrg. 2. Heft. (Februar 1884.)
sein ihm sicher ebenbürtiger, wenn nicht überlegener, College
Fechner*^ hätte ihn über die Ablenkung der Magnetnadel
durch ein psychisches Medium des Baron v. Reichenbach
eines Besseren belehren und ihm das Vorurtheil blosser
Mystik solcher und ähnlicher Fälle gründlich erschüttern
können*
e) In „Die letzten Tage Heinrich Heme's" von Madame
Camille Seiden (Paris, Calman Levy, 1883) erzählte diese vom
Dichter .,sa bonne, tout gracieuse, fine mouche" genannte
und durch ein Gedicht „Die Passionsblume" verherrlichte
Frau ihren letzten erschütterten Abschied vom unglücklichen
Dulder am Tage vor seinem Tode und wie sie gerade zur
Zeit, als Herne sein Leben aushauchte, einen ahnungsvollen
Traum, ja eine Vision hatte. Am 17. Februar 1857, 10 Uhr
Morgens, sei sie geängstigt zum Dichter geeilt — aber er
zählte nicht mehr zu den Lebenden.
f) Einige ehrsame Bürger von Budweis reichten, um
einem tiefgefühlten Bedüifnisse abzuhelfen, bei der Prager
Statthalterei die Statuten eines zu gründenden Spiritisten
-Vereines ein. Die Statthalterei genehmigte
aber die Statuten nicht. Die Apostel des Spiritismus Messen
sich jedoch hierdurch nicht abschrecken, sondern ergriffen
den Beeurs gegen diesen abschlägigen Bescheid an das
Ministerium des Innern; das Ministerium holte nun bei dem
Obersten Sanitätsrathe ein Gutachten über die Zulässigkeit
eines solchen Vereines ein; das Votum, für welches der
Director der Landes-Irrenanstalt, Professor Dr. Schlager,
als Referent fungirte, fiel in einer für den Spiritismus nicht
sehr schmeichelhaften Weise aus; der Spiritismus übe nach-
gewiesenermaassen auf den Geist seiner Anhänger einen
verderblichen Einfluss. In der hiesigen Irrenanstalt und
anderwärts befänden sich Opfer dieses Irrwahns. Nachdem
nun der in der Gründung begrifiene Verein die Pflege und
Verbreitung des Spiritismus sich zum Zweck gemacht habe,
so sei derselbe nicht zu gestatten.
g) Am 11. Januar 1884 starb zu Halle a/S. abends
9 Uhr einer der ältesten Professoren der Hochschule, Geh.
Regierungsrath Dr. Hermann Ulrici, in Folge nervösen
Kopfwehs und eines Schlaganfalls in den letzten Tagen des
December 1883. Am 23. März 1806 zu Pforten in der
Niederlausitz geboren, besuchte er die Schule in Leipzig,
wo sein Vater 1811 Oberpostverwalter war. Als dieser zum
Geh. Postrath in Berlin befördert wurde, besuchte der Sohn
*) Vgl. „Psych. Studien" 1877 S. 132; 1879 S. 433, 490, 543 und
544; 1883 S. 572 ff. —
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