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112 Psychische Studien. XL Jahrg. 8. Heft (März 1884.)
obachtung erschlossen werden. Um eine solche beobachtete
Thatsache zu erlangen, nahm ich eine von mir gekaufte
Doppeltafel (book slate), das heisst, zwei Tafeln, welche an
der einen Seite mit Charnieren aus Messing wie ein Buch
zum Aufklappen mit einander verbunden waren. Beide
Tafeln beklebte ich (in x^bwesenheit Stadens) im Innern auf
den einander zugewandten Seiten mit einem halben Bogen
von meinem Briefpapier, welches unmittelbar vor der Sitzung
gleichmässig mit Russ überzogen wurde. Diese Tafel schloss
ich und bemerkte Herrn Slade, dass, wenn meine Theorie
von der Existenz intelligenter vierdimensionaler Wesen in
der Natur begründet sei, es für dieselben ein Leichtes sein
müsste, die bisher nur auf offenen Tafeln erzeugten Fussabdrücke
auch im Innern der verschlossenen Tafeln herzustellen
. Stade lachte und meinte, dass dies absolut unmöglich
sein würde; selbst seine „Spirits", welche er befragte
, schienen anfangs über diesen Vorschlag sehr betroffen,
antworteten aber schliesslich doch, mit der stereotypen vorsichtigen
Antwort, auf einer Schiefertafel: „We will try
it." („Wir wollen es versuchen.") Zu meiner grössten Ueber-
raschung willigte Slade ein, dass ich die geschlossene Doppeltafel
(die ich nach ihrem von mir selbst hergestellten
Ueberzug mit Russ nicht aus meinen Händen gab) während
der Sitzung auf meinen Schooss legte, so dass ich sie stets
zur Hälfte beobachten konnte. Wir mochten in dem hellerleuchteten
Zimmer etwa fünf Minuten an dem Tische
gesessen haben, die Hände in der gewöhnlichen Weise mit
denen Slade's oberhalb des Tisches verbunden, als ich plötzlich
zweimal kurz hinter einander fühlte, wie die Tafel auf
meinen Schooss herabgedrückt wurde, ohne dass ich das
geringste Sichtbare wahrgenommen hatte. Drei Klopflaute
auf dem Tisch kündigten an, dass Alles vollendet sei, und
als ich die Tafel öffnete, befand sich im Innern auf der
einen Seite der Abdruck eines rechten, auf der anderen
Derjenige eines linken Fusses, und zwar desselben, den wir
bereits an den beiden vorhergehenden Abenden erhalten
hatten."
Das also sind die Leistungen der Spirits.
Dass abermals ein Medium als grober Betrüger entlarvt
wurde und dass dies von so zweifellos unbefangener Seite
geschah, wird zahllose Menschen diesem abgeschmackten
Aberglauben entfremden. Der Spiritismus selber ist jedoch
damit noch lange nicht erschüttert. Denn gleich wie die
Spiritisten zugeben, dass die Medien unwissend und albern
sein können und blos gewisse organische Eigenschaften für
sie beanspruchen, so sträuben sie sich auch nicht gegen
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