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118 Psychische Studien. XI. Jahrg. 3. Heft. (März 1884.)
Überlieferungen, von denen auch Bastian erfüllt ist, und
seine Mediumstimme ist nur das Echo des Glaubens seiner
Zeit und seines Vaterlandes. Herr Baron v. Heilenbach
musste als Forscher und Beobachter die Medien nehmen,
wie sie waren und sind, sammt ihren Prätensionen und
Neigungen und Vorurtheilen. So ist es gekommen, dass er,
wie auch Professor Zöllner und andere Gelehrte, ein Rare,
ein Fichte, ein Ulrici, ein Wallace, ein Crookes u. s. w., so
oft und viel von Geisterwirkungen gesprochen haben.
Als man jedoch Prof. Zöllner den blinden und buchstäblichen
Glauben an ihre Offenbarungen zumuthete, da erklärte er
entschieden, welchen wissenschaftlich-kritischen Standpunkt
er zu ihnen einnehme. (Vgl. „Psych. Studien" Jahrg. 1883,
S. 387: „Prof. Zöllner war kein Spiritist um jeden Preis.")
Ihm als Naturforscher und Astrophysiker, dessen scharfer
Beobachtungsgabe nicht das kleinste entdeckbare Merkmal
von Bewegung am Himmel und auf Erden entgehen sollte,
mussten die befremdlichen mediumistischen Erscheinungen,
welche er mit Stade erlebte, sofort als die fragwürdigsten
wissenschaftlichen Probleme erscheinen. Er nahm sie zuerst
hin, wie sie sich ihm zuerst gaben, als selbsterklärte Geisterwirkungen
. Die kritische Beurtheilung als solcher wäre wohl
später noch viel energischer in ihm erwacht, wenn ihn uns
der Tod nicht so schnell entrissen hätte. Sein ganzes Sinnen
und Denken ging auf die allgemeine physikalische Erklärung
der Stoischen Wunderphänomene durch die von Kant und
Gauss aufgestellte Theorie einer vierten Dimension. Alle
"Welt erhob sich gegen diese Theorie eines vermeintlich
Hirnverrückten — und heute giebt es kaum einen Mathematiker
der höheren Analyse mehr, der diese Lehre nicht
als vollgültig anerkannte und in seine Lehrbücher aufnähme.
Wenn man aber Männern wie Zöllner und Crookes kein Vertrauen
zu ihren Beobachtungen mehr schenken will, wem in
aller Welt will man denn noch ein wissenschaftliches Urtheil
über dergleichen und ähnliche problematische Fragen und
Erscheinungen des Lebens zutrauen? Haben sie uns — und
zum Glück nicht sie allein — bei gesunden und nüchternen
Sinnen die befremdlichsten Dinge aus ihren Beobachtungen
in der Nähe solcher mediumistisch veranlagter Personen
bezeugt und durch wiederholte Prüfungen bestätigt, so giebt
es keinen Ausweg mehr, als sich den Thatsachen zu beugen
und selbst ehrliche und geduldig weiterforschende Nachprüfungen
dieser Facta anzustellen.
Das hat auch Herr Baron von Hellenbach gethan, und
überzeugt von so vielem Selbsterlebten wollte er die hohen
i aristokratischen Ckkel seines Vaterlandes mit dergleichen
i
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