Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 120
(PDF, 166 MB)
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120 Psychische Studien, XI. Jahrg. 8. Heft. (Mta 1884.)

unter den Augen aller Zuschauer geschehen! Wie kann ein
so grosses, die ganze Gestalt Bastiaris einhüllendes Gewebe
so gar plötzlich verschwinden? Vielleicht Hegt gerade darin
das eigentliche mediumistische Wunder, welches die Gegner
BasUaris mit blosser geschickter Escamotage durchaus nicht
zutreffend zu erklären vermögen. Auch hatte Bastian unter
dieser auserlesenen Gesellschaft sicher keinen Helfershelfer.
Auch müsste er zu drei von einander ganz verschiedenen
Erscheinungen dreierlei Maskirungen bei sich geführt haben.
Er ward sofort nach dem Zuschlagen der Mügelthüren
ergriffen und festgehalten.*) Man hätte ihn aber nach seiner
eigenen Aufforderung, vor der Sitzung im Dunkelkabinet,
genau untersuchen sollenT

Freilich, wer so schliessen wollte, dass Bastian, weil er
als Selbstpersonifikation des Geistes entlarvt worden, ein
notorischer Betrüger sei und deshalb alle seine anderen
Leistungen ebenfalls unter den Begriff von Täuschungen
und Betrügereien fallen müssen, wird mit seinem Urtheil
dem Eichter gleichen, welcher von einem einmal über einem
Diebstahl Ertappten annehmen wollte, auch all sein übriges
Besitzthum sei in gleicher Weise gestohlen. Und giebt es
nicht auch eine Art „Kleptomanie", welche z. B. Frauen
zuweilen in ihren gesegneten Umständen oder sonst befällt,
in denen sie nicht mehr ihre volle Selbstbeherrschung über
ihr Thun und Handeln zu üben vermögen? Dass aber solches
räthselhaftes Kommen und Verschwinden von Gegenständen
wirklich bei Medien stattfindet, ohne Diebstahl, Betrug oder
Taschenspielerei zu sein, das haben Cox, Crookes und Zöllner
doch wohl zur Genüge nachgewiesen.

So lange also nicht voll erwiesen ist, dass Bastian sich
nicht im wirklichen Trance-Zustande befand, ferner so lange
die Erscheinungen des ersten Theils seiner gegebenen Seance
nicht genau erklärt, das Verschwinden des ihn umhüllenden
angeblichen Geisterstoffes sammt Maske nicht als eine wirkliche
geschickte Eskamotage nachgewiesen ist: so lange haben
auch die Spiritisten und selbst die Vertheidiger der psychischen
Theorie noch das Recht, zu behaupten, dass diese
Entlarvung keine vollständige ist, nicht alle vorgekommenen
Erscheinungen deckt und erklärt, und deshalb auch noch
gar keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollgültigkeit
und somit auf Verurtheilung eines Schwindels erheben kann.

Oder wäre es etwa noch nicht geschehen, dass selbst
in allerhöchsten Kreisen aus Unkenntniss derartiger Vor-

*) Das Nähere darüber findet man noch in dem uns inzwischen
zugegangenen und im folgenden Anhang C mitgetheilten Berichte aus
London nach Mr, Basdw's eigener Darstellung seines Falls 3. 123 ff.


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