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130 Psychische Stadien. XL Jahrg. 8. Heft. (März 1884.)
maassen: Die Identität der Gestalt und der Person habe
/ keine Bedeutung, weil die vollkommene Spaltung von Sub-
/ ject und Phantom überhaupt selten ist. Hellenbach habe
sie bei Bastian nur zweimal, bei Frau Töpfer nur einmal
entscheidend beobachtet; auch sei es bekannt, dass der
englische Physiker Crookes sie an einem Medium beobachtete,
das einige Jahre später gleichfalls als Phantom und gleichfalls
ohne Auffindung anderer Hilfsmittel ergriffen wurde,
wie auch Miss Esperanee u. A+ In Amerika unterscheide
/ man seit Jahren zwischen Materialisation und Transmutation
f oder Transfiguration; diese sei verwandt mit dem unbe-
wussten Schreiben, mit dem Sprechen im Traum der Medien,
der Priester und Priesterinnen der Alten, mit der sogenannten
Besessenheit etc.
Die physische Mitwirkung Bastians bei der Gestalten-
bildung wurde bereits im Jahre 1882 durch einen elektrischen
Apparat konstatirt, der das Aufstehen des Mediums
und den Zeitpunkt der Gestalterscheinung graphisch darstellte
. Die ganze Sitzung dauerte 22 Minuten. Nach ö1^
Minuten erschien die erste Gestalt, und innerhalb der
nächsten 10 Minuten erschienen 10 Gestalten, von welchen
3 innerhalb 30 Sekunden. Diese Gestalten traten heraus,
waren mitunter von riesenhafter, immer aber proportionaler
Gestalt, deren Darstellung einen ganzen Korb Requisiten
unbekannter Construction erfordert hätte. Die Identität
von Phantom und Person hatte also für Helleribach weder
theoretisch noch praktisch etwas Ueberraschendes.
Die anderen Belastungsmomente seien zwar sehr bedeutend
, aber gradezu entscheidend seien
sie nicht, denn das wäre nur die Vorführung Bastian'$
im Oostüm oder die Nachweisung der Mittel und Utensilien
gewesen. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen,
dass sich Bastian dadurch bei Allen rechtfertigen
werde, welche nähere Kenntniss dieser Phänomene
besitzen. Nach der Ansicht Heilenbachs sei es
weit mehr bedauerlich, dass die volle Entkleidung nicht erfolgte
, für den Fall, wenn phänomenale Mittel in Anwendung
waren. Denn dass ein Battistüberwurf durch eine
Schnur in einer Sekunde unter das Hemd gezogen werden
könne, ist wohl denkbar, (auch fühlte Hellenbach bei der
Untersuchung eine dünne JMte unter dem Hemde an der
Brust), doch was soll mit den verschiedenen Köpfen und
Zöpfen geschehen sein? Ob Bastian schwindelt, ist, wenn
I auch nicht für ihn, so doch für die übrige Welt mehr oder
' minder gleichgültig; weit interessanter wäre die Kenntniss
der Darstellung. Hellenbach sagt, dass er zwischen den
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