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Baron Hellenbach Aber die Affaire Bastian. 131
Begriffen „ unbegreiflich" und „ unmöglich« stets scharf
unterschieden habe. Weil man die Metamorphose durch
phänomenale Mittel nicht begreift, so ist sie darum
noch nicht unmöglich, und es werden Viele, selbst von
Jenen, welche die Identität der Person und des Phantoms
nicht beirrt, die subjective Ansicht haben können, dass
ein Schwindel vorliegt. Objectiv für Alle giltig und
entscheidend wäre das Auffinden des Materials
gewesen* Ist das plötzliche, spurlose Verschwinden der
Darstellung unmöglich, so ist auch die Beschuldigung unmöglich
; ist das Erstere möglich; so ist der Betrug auch
erst möglich, und zufolge anderer Nebenumstände
vielleicht wahrscheinlich, nicht aber nothwendig.
Die Frage, ob Bastian lediglich ein Schwindler sei, —
geschweige denn alle anderen Medien, — könne angesichts
der zwanzigjährigen zahlreichen Berichte gar nicht gestellt
werden, sondern höchstens, ob Bastian, wie so mancher
Andere, zum Schwindler geworden. Die Frage, ob die
letzten Ereignisse deprimirend auf die weitere Entwicklung
wirken würden, glaubt Hellenbach verneinen zu müssen.
Wirkliche und scheinbare Entlarvungen haben schon seit
Jahren stattgefunden, aber solche Thatsachen können andere
entgegenstehende Thatsachen nicht aus der Welt schaffen;
sie besteben beide zu Becht, und eine genügende Erklärung
muss beiden Rechnung tragen können. Solche Episoden
haben jedenfalls die gute Seite der Ernüchterung für Theil-
nehmer und Schwindler und erwecken sie das allgemeine
Interesse. Es sei nicht zu leugnen, dass der sogenannte
thierische Magnetismus hundert Jahre schlummerte, und
dass erst die Productionen Hanseris in Wien und in anderen
Städten die allgemeine Aufmerksamkeit erregten.
Heilenbach glaubt schon jetzt die Form des Ueber-
ganges bezeichnen zu können. Die Zweige der Naturwissenschaft
, welche sich mit organischen Gebilden befassen
, beginnen immer mehr die von der Philosophie
längst behauptete, transscendentale, formbildende Unterlage
anzuerkennen. Nun sei es unmöglich, diese formbildende
Naturkraft — sei sie nun individualistischer oder panthe-
istischer Art — auf Darstellungen in Zellen zu beschränken.
Es wurde durch Wallace und Crookes, Wilhelm Weber und
Zöllner die Projection von Händen und Füssen in Paraffin
und Abdrücken objectiv erwiesen. Wer Zöllners Talent
für physikalische Beobachtungen kennt, sei es aus seinen
Schriften, sei es aus den spectroskopischen oder astrophy-
sischen Werken der neuesten Zeit, etwa Schelleiris Spectral-
Analyse, wird über seine Oompetenz beruhigt sein. Dort
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