http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0140
132 Psychische Studien. XL Jahrg. 3. Heft. (März 1884.)
aber, wo es Hände und Füsse giebt, dort kann es ganze
Gestalten auch geben. Hellenbach behauptet, dass die Erklärung
dieser Erscheinungen schon in dem kurzen Satze
Kaufs liege, dass die Seele und das „Ich" zwar einerlei
Subjeet, nicht aber einerlei Person sein könnten, und glaubt
er, durch Cie möglich verschiedene Stellung der dem
Menschen innewohnenden transscendentaien Unterlage zum
eigenen Leibe und zur Aussenwelt alle Erscheinungen der
Mystik vom Hellseher bis zu den Phantomen deductiv
erklären zu können. Er ist der Ansicht, dass diese That-
sachen wahrscheinlich unter dem neuen Titel: „Erscheinungen
transcendentaler Natur oder Gesetzmässigkeit" seiner Zeit
werden rehabilitirt werden; auch sei der Ausdruck „Spiritismus
" ein Nonsens, denn was materiell wirkt, widerspricht
dem Begriffe eines Geistes» Er hat auch ein diesbezügliches
umfangreiches Buch unter dem Titel: „Die Doppelnatur
des Menschen" druckfertig liegen, durch welches er
hofft, die Thatsachen vom jetzigen religiösen Gebiete auf
den Boden objektiver Beobachtung zu ziehen. — Auf die
Frage, woher es komme, dass die Sitzungen so verschiedene
Resultate geben, erwiderte Heilenbach, dass dies ganz natürlich
sei; denn das Medium sei nicht immer der Producent
dieser Erscheinungen, sondern nur der physikalische Herd
und Anknüpfungspunkt; der eigentliche Nekromant sei der
Zirkel, der durch die Macht seines concentrirten Willens
den Impuls giebt; demzufolge werde auch jeder Zirkel ungefähr
das finden, was er sucht. —
(Wiener Allgem. Zeitung v. 25. Febr. 1884.)
Der Spiritistenschwindel,
Wie dei gellende Pfiff der Meute Einhalt zu gebieten
sucht, so dringt frohlockend der Kuf durch die Presse: —
„Durch Bastian's Entlarvung in Wien ist der Spiritualismus
vernichtet!" — Aber welches Wahre oder Gute wurde
nicht verkannt, entstellt und missbraucht? Ist etwa die
Presse stets ein Organ der Wahrheit?
Seltsam aber ist es, wenn Männer, welche Urtheil und
Kenntnisse besitzen, jetzt Herrn Baron v. Hellenbach, wie
einst Prof. Zöllner, als einen thörichten Mann verlachen,
dessen Zeugniss hinfort werthlos sei. Ei, ei! „Wer ohne
Irrthum ist, der werfe den ersten Stein auf ihn!" gilt auch
hier. Die bedeutendsten Forscher haben sich geirrt; „es
irrt der Mensch so lang er strebt", und jede Wahrheit
wird mit Schmerzen geboren.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0140