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148 PsyoWsobe Studien, XI. Jahrg. 3. Heft. (März 1884.)
Wie man uns mittheilt, beabsichtigt Kronprinz Rudolph
diesem Vortrage beizuwohnen. —
(Wiener Allg. Ztg. vom 22. Febr. er.)
c) Eine spiritistische Sitzung, Trotz der
jüngsten Vorfälle scheint der Spiritismus noch immer Anhänger
in der Gesellschaft zu zählen. Auf einem Balle am
vergangenen Samstag hatten eiuige Herren die Verabredung
getroffen, nach demselben, und zwar in der Zeit
von 4 bis 6 Uhr Morgens in einem bekannten Hotel eine
spiritistische Sitzung zu halten, bei der ein freiwilliges,
gläubiges Medium die Ungläubigen bekehren wollte. Nach
den gewöhnlicher) Kunststücken, der tönenden Geige, den
feuchten Händen und ähnlichen Täuschungen, die nicht
alle gelingen wollten, begann das Magnetisiren. Das
Medium, dessen Unvermögen unter grosser Heiterkeit bereits
einige Male constatirt worden war, wurde erbost und
verdoppelte seine Anstrengungen und machte schliesslich
kläglich Fiasco. In magnetischen Schlaf versank keiner
der Anwesenden, aber nach kurzer Zeit wurden zwei Herren
in Folge der magnetischen „Bearbeitung" sehr unwohl und
konnten nur mit Mühe und gestützt auf ihre Freunde das
Hotel verlassen. Das Medium behauptete, dass nur in Folge
„entgegengesetzter Willensricfatung" die „Sitzung" so arg
misslungen sei; die übrigen Herren aber gingen mit der
Ueberzeugung nach Hause, welche sie bereits mitgebracht
hatten, dass man sich nicht verleiten lassen solle, an geheime
Kräfte zu glauben, auch wenn Derjenige, der sich
ihrer rühmt, kein Schwindler, sondern in magnetischer
Selbsttäuschung befangen ist. („Neue Fr. Presse" v. 20./2.) —
Es war das offenbar keine spritistische, sondern nur
eine sog. magnetisch-hypnotische Sitzung.
d) Wien, 26. Febr. Vom Erzherzog Johann wird
demnächst eine Schrift über den Spiritismus erscheinen.
e) Rom, 10. Januar 1884. — Hiesige Blätter erzählen
folgende Anekdote von Victor Emanuel, dessen Leichnam
bekanntlich jüngst im „Pantheon" beigesetzt worden ist.
Der König ging einmal mit dem Herzoge von Genua durch
Turin, als er einem Zigeunerweibe begegnete. Die beiden
Prinzen Hessen sich von der Alten die Zukunft vorhersagen.
Das Weib sagte, nachdem sie die linke Hand des Prinzen
Ferdinand betrachtet hatte, er werde sehr jung sterben.
Dann zu Victor: „Du wirst zu Rom im Quirinal sterben."
Der Prinz lachte, aber er vergass die seltsame Prophezeiung
nicht und erzählte sie 1852 dem Duca di San Martine
Im Jahre 1870 aber, als er den Grafen mit seinem Briefe
an Pius IX. nach Rom entsandte, sagte er ihm: „Sie gehen
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