Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 163
(PDF, 166 MB)
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Wittig: Einblicke eines Erzherssogs etc.

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seiner Schrift für die anscheinend vernichtete Sache in der
grossen Oeffentlichkeit erhoben. Wie kann Er das Motto
ohne vollständige Verkehrung seines Sinnes für Sich anwenden
? Alle Welt erklärt die Spiritisten und die Erforscher
ihrer Phänomene für Narren, Betrogene, Betrüger
und Schwindler! Und der Herr Erzherzog steht allein an
der Spitze dieser Millionen Weisen! Vor diesen Millionen
hat Er sich doch nicht lächerlich gemacht, wie Er Eingangs
seiner Einleitung selbst zu wähnen scheint. In
Deutschland und Oesterreich giebt es etwa 5000 Spiritisten
und 5000 Psychisten; aber was bedeuten 10,000 gegenüber
circa 80 Millionen Ungläubiger!

Oder wurden vielleicht nur Diejenigen lächerlich ä la
Don Quixote, welche den Spuren einer noch nicht allgemein
anerkannten, aber intensiven und gewaltigen Geistesbewegung
folgen und sie in ihren tiefsten Wurzeln zu ergründen
bestrebt sind? Waren nicht die Apostel und
Jünger Jesu in höchstem Grade auch ihrer Zeit und Umgebung
lächerlich, wenn sie sich insgeheim bei verschlossenen
Thüren versammelten und draussen auf offenem Markte
verkündigten: — „Christus ist auferstanden! Wir haben ihn
leibhaftig gesehen! Wir haben mit ihm gegessen und getrunken
! Er hat uns eigenhändig das Brot gebrochen und
zu uns gesprochen! Der zweifelnde Thomas hat seine Pinger
in seine Wundmale gelegt! Er ist nicht bloss Einem, er
ist sogar Mehreren von uns, ja sogar 500 Brüdern insge-
sammt erschienen!" — Ist das kein Spiritismus ? Liegt seine
Wurzel nicht in den Anfängen des bis heut fortgepflanzten
gläubigen Ohristenthums ?

Unsere thomasungläubige materialistische Zeit will
sinnliche Beweise, welche so handgreiflich sind, wie dem
zweifelnden Thomas die Seitenwunde seines verklärten
Meisters. Oder wäre ein solches sinnliches Wiedererscheinen
absolut nicht möglich? — weil es jetzt nicht
mehr möglich sein soll, auch niemals vorher und niemals
nach uns möglich?

Der Herr Erzherzog befindet sich da sicher mit uns
in einem verzweifelten Dilemma. Wenn Er die Möglichkeiten
solcher Erscheinungen ä priori leugnet, wie steht es
dann mit dem Auferstehungsglauben des Christenthums?
War Saulus etwa ein Schwindler oder Bauchredner, als er
auf dem Wege nach Damascus mit einer Erscheinung vom
Himmel redete, weil seine Genossen dieselbe nicht sahen,
sondern nur hörten? Hätte der Herr Staatsanwalt von heute
ihn nicht vielleicht als einen Geisteskranken betrachtet und in
ein damaliges Herodianisches Irren- oder Zuchthaus gesteckt?


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