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Wütig: Einblicke eines Erzherzogs etc.
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auftretenden seltsamen sinnenfälligen Erscheinungen des
Seelenlebens, deren nächste Erklärungsursache in den
Medien selbst gesucht werden müsse. Einer der scharfsinnigsten
Physiker, Naturforscher und Philosophen unserer
Zeit, eine Zierde der Leipziger Hochschule, der Begründer
der Psycho-Physik und experimentellen Aesthetik, Professor
Gustav Theodor Fechner, geb. 19. April 1801 in der Niederlausitz
, ist Zöllner unmittelbar vorangegangen mit leuchtendem
Beispiel in Anerkennung der merkwürdigen Thatsache,
dass sich bei einer sensitiven Frau die Magnetnadel nach
der Richtung ihrer Pin gerspitzen hin und herbewegte! Man
studire seine „Erinnerungen an die letzten Tage
der Odlehre und ihres Urhebers" (Leipzig, Breitkopf
Sf Härtel, 1876) 57 S. 8°, Und diese** Mann war mit dem
berühmten Elektriker Professor Wilhelm Weber9 dem Erfinder
des ersten Zeigertelegraphen, geb. 31. Oktober 1804
in Wittenberg, Mitbeobachter der ersten Zöllner'schen Experimente
an Stade und hat in seinem Werke: „Die Tagesansicht
gegenüber der Nachtansicht" (Leipzig,
Breitkopf fr Härtel, 1879) VI. u. 274 S. gr. 8° — sein öffentliches
Zeugniss für ihre thatsächliche Richtigkeit abgelegt.
Lassen sich die Zeugnisse solcher Männer als leichtfertige
Beobachtung, als Täuschung, Schwindel und Betrug abfertigen
?
Der berühmte Chemiker und Elektriker Professor Robert
Ware in Amerika, Robert Dale Owen, der Sohn des berühmten
schottischen Social-Reformcrs, und der englische
Naturforscher Alfred Rüssel Wallace haben sich mit noch
Anderen in ihren einschlägigen Schriften entschieden mehr
der Geisterhypothese zugewendet, weil sie diese Erscheinungen
nicht mehr allein auf natürlichem sinnlich-physikalischem
oder psychologischem Wege erklären zu können vermeinten
. Dieselbe Schwierigkeit thürmt sich ja vor den
materialistischen Gelehrten Wiens sogar einem erklärten
Antispiritisten Cumberland gegenüber auf, so dass sie sich
entschieden genöthigt glauben, eher Alles in Bausch und
Bogen für Schwindel und Betrug zu erklären, als der Geisterhypothese
zu verfallen. Ein solches Vorurtheil herrscht
gegen die letztere! Wäre es doch wenigstens ein aus dem
sorgfältigen Studium der Erscheinungen geschöpftes Nach-
urtheil! Oder glauben sie vielleicht, dass, wenn Cumberland
ihnen erklärte: „Ich weiss, wie ich es mache, es geschieht
ganz natürlich!" die ganze Sache dann zur blossen Taschenspielerei
herabsänke?
Mit welchem nachweisbaren Rechte vermag nun der
öffentliche Ankläger Bastians S. 61 seiner Schrift zu be-
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