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Wittig: Einblicke eines Erzherzogs etc. 181
Wenn man aber dieses auf Grund dieses widerrufenen ärztlichen
Zeugnisses so bestimmt wusste, weshalb sagte man
dieses Bastian nicht sofort ins Gesicht und entliess ihn?
Dann war er ja ganz offen ein Schwindler und Gaukler,
und das um so mehr, als der Herr Erzherzog zu S. 42 auf
S. 76 für ganz bestimmt behauptet: — „Siegel und Radiergummi
, Gegenstände, welche bekanntlich bei der dritten
„Seance angeblich von ausserhalb des Kreises herbeigeflogen
„kamen, waren durch Bastian bereits vor Beginn der Dunkel-
Sitzung von meinem Schreibtische genommen worden, das
„heisst, sie fehlten; denn in absichtlicher Unordnung waren
„im Zimmer verschiedene Gegenstände zerstreut, deren
„Zahl und Lage mir aber genau bekannt war und die ich
„vor Beginn der Sitzungen unscheinbar controlirte," —
und mit einem Solchen sich überhaupt weiter zu befassen,
war unter der Würde so hoher Personen! Wenn Höchst-
dieselben aber über diesen Punkt doch nicht ganz sicher
gewesen zu sein scheinen, so muss das Zeugniss Dr. Wider-
hofer's ihnen also nicht als maassgebend gegolten haben.
Für uns kann es demnach hinterdrein erst recht nicht
maassgebend sein. Für wirklich hypnotische Personen und
Simulanten hat doch jeder Arzt ganz sichere Prüfungsund
Erkennungsmittel prae, nicht post festum. Aber eine
Untersuchung Bastian!s durch den Kronprinzen und denselben
Dr. Widerhofer hat gleichwohl vor der Materiali- |
sations-Sitzung der ersten Seance wirklich stattgefunden, ;
und beide Herren „liestätigten, dass sie an und auf ihm ;
nichts gefunden hätten" (S. 22). Dieses müssen wir doch für ,
voll gelten lassen. Warum ist man nun nicht der so
überaus wichtigen Aufforderung Bastians vor der dritten • t
entscheidenden Materialisations - Sitzung nachgekommen ? j f
„Während die Vorkehrungen, die Dämpfung des Lichtes *
„betreffend, vor sich gehen, offerirt mir Bastian, mit ihm in »
„der Bibliothek Platz zu nehmen; selbstverständlich ver- /
„zicHele IcFaüT ~diese übemrsetende Begünstigung. Nun
„aber stellte sicH Bastian vor den Vorhang und forderte die
„Gesellschaft auf, man möge sich überzeugen, dass er nichts
„verberge. Der Kronprinz fiel da mit den Worten rettend
„ein: Q3s ist schon gut, wir wissen, dass Sie nichts bei sich
„haben', nur um Bastian endlich an seine transcendentale
„Arbeit zu bringen. Der Vorhang schliesst sich hinter
„Bastian . . (S. 43). Der Zweck dieser Handlungsweise
war also, Bastian in die vorbereitete Falle zu locken. Wie
aber, wenn man ihn vorher untersucht und ebenso nichts
bei ihm gefunden hätte, wie bei der ersten Sßance? Und
wie ist ein solches Verfahren zu charakterisiren, wenn das
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