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Wittig: Einblicke eines Erzherzogs etc. 183
Nun, ich und Alle, welche wahre mediumistische Zustände
kennen, wissen sehr wohl, dass „einmal kein Mal" ist,
dass aber „das zu Lieb* über die Schnur hauen", um voll
beweiskräftig zu sein, nicht hätte provozirt werden müssen.
Und wenn das durch die erste Säance erschöpfte Medium
, welches erst gegen 10 Uhr Nachts die Versammlung
verliess, wirklich noch beim Glase Wein bis 1 Uhr Morgens
„gezecht", wie ein ihm bekannter Offizier dem Herrn Erzherzog
am 28. (?) wohl erst am 29. früh, so getreu rappor-
tirt (S. 27), so ist diese höchst wichtige Personalnotiz über
Mr. Bastian mit ihrer daran geknüpften Besorgniss, er werde
infolge dessen „seine Kraft für den 30. in Frage stellen",
gewiss ebenso durchsichtig, wie die S. 13 und 79 mitge-
theilte Muthmaassung, dass er einst ein „Clown" gewesen,
wie die S. 47 gegebenen Notizen über Bastians weitere
Schicksale nach Mittheilungen der Hausfrau über ihren geheimnissvollen
Zimmerherrn und sein nächtliches Thun und
Treiben, ferner über seine Nothlüge, dass seine Tante in
Hannover sich den Fuss gebrochen habe, was ihn zur
sofortigen Abreise veranlasse (S. 47), welche „Nothlüge"
wohl der „Verlegenheitslüge" (S. 42) die Wage halten
dürfte, und schliesslich wie das in Wien, den 16. Februar,
durch alle Zeitungen gehende Gerücht, die Spiritisten und
ihre professionellen Medien hätten schon Ende Januar beim
Verleger der „Allg. Bauzeitung", Herrn R. v. Waldheim, um
die etwa erschienenen Pläne des Baron JT&m'schen Hauses
in der verlängerten Wollzeile schriftlich, und wiederholt
noch am 5. Februar telegraphisch von einer ungarischen
Stadt aus, dringend angefragt, jedenfalls um „sich vorher (!)
in die innere Eintheilung und bauliche Einrichtung des
Palais Einsicht zu verschaffen".
Man sieht, der Herr Keichsstaatsanwalt hat es an den
üblichen Voruntersuchungen und Instruktionen über das
Leben Bastians nicht fehlen lassen. Aber eins hat er uns
mitzutheilen vergessen, die Seite 60—61 erwähnten, protokollarisch
bestätigten Fakta über das Vorhandensein von
verdächtigen Toilettestücken. Ein solches Protokoll musste
doch wenigstens von allen übrigen Theilnehmern ausser
Baron Heilenbach und Bastian unterschrieben sein. Der
Herr Staatsanwalt kann doch nicht gut für sich selbst und
allein Zeuge in einer so wichtigen, die Welt der Meinungen
in zwei Heerlager spaltenden Angelegenheit sein und bleiben
wollen. Stillschweigende Zustimmung, vielleicht aus Rücksichten
, ist noch keine wirkliche, wörtlich begründete Beglaubigung
. Oder hätte der Herr Erzherzog sonst im Vorhinein
sein Kapitel: „Beweiskraft der Entlarvung" (S. 49)
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