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188 Psychische Studien. XI. Jahre, 4. Heft. (April 1884.)
„Hexerei" brandmfrkte und die man heutzutage, noch nicht
viel klüger, als puren absichtlichen Schwindel und Betrug
zu ächten sucht, anstatt sie mit höchster Sorgfalt und Umsicht
zu studieren. Sie gehören in das Gebiet der Psychologie
und Physiologie des Menschen. Warum leistet ein
genialer Künstler mehr als andere Durchschnittspro-
fessionisten und Pfuscher? Offenbar, weil er eine überschüssige
Kraftbegabung in sich trägt, welche ihn sogar
in den Augen der blöden Menge in den Verruf der Ueber-
geschnapptheit zu bringen vermag.
Wir erstaunen, bei dem sicher gut mathematisch geschulten
Erfinder eines neuen „anhängbaren Schnellladers"
Worte zu lesen, wie „der ganze Quark von vierter Dimension
, Materialisation u. s. w." fS. 101). Die „vierte Dimension
" haben wir erwähnt gefunden S. 10,14, 23, 32, 66,
77, 88, 97, 99, aber in Verbindungen, welche aufs deutlichste
verrathen, dass der hohe Schriftsteller mit ihrer eigentlichen
Bedeutung nicht vertraut ist. Vielleicht trägt ein Artikel
des Verfassers dieser Zeilen in „Psych. Stud." Mai-Heft 1883
S. 221 ff. und August-Heft 1883 S. 417 ff. etwas zur Einleitung
in das bei Zöllner weiter zu pflegende Studium derselben
bei. Doch ,,ein Jeder lernt nur, was er lernen
kann." (S. 10). Prof. Zöllner'® ist nur gedacht S. 8, 40, 81,
91, 9 , ohne näheres Eingehen auf ihn.
Die ganze Broschüre des Herrn Erzher/ogs ist eigentlich
nur gegen Baron Heilenbach9s Schriftchen: — „Die
neuesten Kundgebungen einer intelligiblen Welt" (Wien,
L. Rosner, 1^81) kl. 8° 68 S. — gerichtet, weil darin dasselbe
Medium Bastian in seinen damaligen stärkeren Kraftleistungen
etwas zu sehr ve geistert wurde. W7ir theilen viele
hypothetische Voraussetzungen des geistreichen Verfassers
dieser Schrift nicht, da er dergleichen intelligente Leistungen
im unbewussten Zustande eines Mediums als nicht von
dessen, sondern als von ausser demselben agirenden unsichtbaren
Kräften herleitet. Ich habe mich bei der Flamme
stets an eine ob sichtbare, ob versteckte Kerze oder andere
Lichtquelle gehalten, hier stets an das von einer überschüssigen
Seelenkraft belebte Nervensystem der betreffenden
Medien. Aus ihr sind bei Lebzeiten desselben alle ausser-
gewöhnlichen physischen wie sensorischen und visionären
Phänomene herzuleiten. Die intelligible oder Geisterwelt
ist nur unser eigenes projicirtes Spiegelbild in gebrochenen
Theilwirkungen unseres entweder unbewusst, oder traumhaft,
oder somnambül wirkenden Kopf- und Bauch-Gehirn-Nervenlebens
, das als Seele oder Gemüth in diesem abstracten
Trance-Zustande mehr als im tagwachen Selbstbewusstsein
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