Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 189
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Einblicke eines Erzherzogs etc.

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mit dem übrigen All der Natur zusammenhängt und von
ihm Wirkungen erleidet und empfindet, die uns nur unter
oder hoch über der Schwelle unseres in den tagwachen
Sinnenfocus gerückten Selbstbewusstseins zur inneren Wahrnehmung
gelangen, Herr Baron Heilenbach hat auf Bastians
echt mediumistische Leistungen seine ganze Metaphysik der
Geisterwelt aufgebaut. Eine solche Metaphysik erscheint
uns nicht haltbar genug, obgleich sie dem naiven Geisterglauben
der Menschheit und den volksthümlichen Erfahrungen
in Zauberei und Spukgeschichten volle Rechnung
zu tragen sucht. Letztere lassen sich auch ohne wirkliche
Geister des Jenseits durch blosse Geister Vorstellungen erklären
. Wie, ist hier nicht der Ort darzulegen. Wir können
und müssen die wirkliche, uns transcendent liegende Geisterwelt
zwar denk- und gefühlsnothwendig voraussetzen, sind
aber völlig ausser Stande, sie in unser Diesseits nach Belieben
herüber- oder herabzuziehen. Wo solches scheinbar
geschieht, sind es die Spiegelbilder unserer Hoffnungen und
Wünsche, welche uns äffen. Wir haben unsere Zeit ruhig
auszuharren und abzuspinnen, ehe wir vom Faden dieser
Zeit an's Gewebe der Ewigkeit gelangen. Das ist mein
überzeugungsvoller Glaube. Aber deshalb verschwinden die
Erscheinungen unseres Gemüthslebens nicht, welches uns
in seinem Glauben, Hoffen und Lieben das Jenseits in Idealen
phantasiereich vorzaubert und in Kunst und Religion
diese idealen Gebilde als Genien alles Schönen, Wahren und
Guten uns symbolisirt. Alles Vergängliche wie Ewige ist
für uns nur ein Gleichniss, ein anschauliches Bild. Hinter
ihm ruht gewiss eine realere Wirklichkeit als die bloss
sinnlich angeschaute. Das ist das für uns unerkennbare
Kantische „Ansich" der Dinge und Wesen. Wenn wir
uns nur stets dieser erkenntnisstheoretischen Einsicht bewusst
bleiben, was könnte es uns schaden, dass wir vor diesen
Symbolen uns gläubig neigen ? Wir wissen, dass diese Symbole
nur in und durch uns selbst sind, ein dürftiger Ausdruck
unserer tiefinnersten Empfindungen, Gedanken und
Wiilensstrebungen. Ob das Kind das Symbol seiner Puppe
herzt und küsst; ob der Jüngling und die Jungfrau verbundene
Herzen in Baumrinden schneiden; ob der kämpfende
Soldat das Symbol seines Vaterlandes in seiner Fahne
mit seinem Herzblut vertheidigt; ob der Künstler in der
Dresdner Gallerie vor der Sixtinischen Madonna, dem Symbol
alles himmlisch Weiblichen und Göttlichen, in Entzückung
versunken steht, oder der römische Priester am Altare sich
vor dem „Hoc est enim corpus meum" andachtsvoll in die
Kniee wirlt; ob das greise Mütterlein den gekreuzigten


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