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Nachträge zur Wiener Entlarvung.
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gemacht hat, der wird zu der Ueherzeugung gelangt sein,
dass es sich hier um mehr handelt, als um einen blossen
mechanischen Eingriff. Wir haben es erlebt, dass, als die
geschlossene Kette der Hände von einem grösseren Tisch,
der sich bereits über eine Stunde lebhaft bewegt hatte, abgehoben
und leise, nur mit den äussersten Pingerspitzen
auf einen kleineren Tisch übertragen wurde, dieser krachend,
zertrümmert in viele einzelne Spötter, zusammenbrach. Ein
alter Herr, der sich als Zuschauer ausserhalb der Kette
befand, stellte einmal die Frage: wieviel Geldstücke sich in
seiner Börse befänden; er wusste es selbst nicht, eben so
wenig einer der Anwesenden, und die Zahl wurde richtig
angegeben! Der vor kurzem verstorbene Professor Zöllner
schreibt [uns in einem seiner letzten Briefe: „Thatsachen
„lassen sich nun einmal nicht aus der Welt schaffen, so
„unbequem dieselben auch in intellectueller Hinsicht unserer
„gegenwärtigen Generation sein mögen. Die Feststellung
„von physikalischen Thatsachen Hegt denjenigen ob, welche
„durch ihren Beruf und ihre bisherige Thätigkeit den Be-
„weis geliefert haben, dass sie es verstehen, Beobachtungen
„anzustellen. Wenn nun das Publikum sich ein Urtheil
„anmaasst, so ist es am besten, jedwede Berührung des betreffenden
Themas in der Gesellschaft zu vermeiden, ein
„Verfahren, welches ich mit grösstem Erfolg bei mir selber
„angewandt habe". — Und an einer anderen Stelle heisst
es: „Ich hege die Ueherzeugung, dass die Verbreitung des
„Glaubens an die Realität dieser wunderbaren Erscheinungen
„bei dem nicht Bücher lesenden Publikum auf dem Wege
„der Selbsterfahrung fortschreiten wird, wie ich dies bereits
„vor 4 Jahren im ersten Bande meiner „Wissenschaftlichen
„Abhandlungen" (Seite 277), noch ehe ich Zeuge derartiger
„Phänomene gewesen war, ausgesprochen habe. Beifolgende
„kleine Schrift: „Kepler und die unsichtbare Welt" mag
„Ihnen, hochverehrteste Frau, den Beweis liefern, dass sich
„in früherer Zeit selbst die hervorragendsten Naturforscher
„zu spiritualistischen Anschauungen bekannt haben, ohne
„jemals selber Zeuge der heut so hoch entwickelten Manifestationen
gewesen zu sein. Ich bin überzeugt, dass die
„Vorsehung mit Berücksichtigung der hülfsbedürftigen und
„schwachen Menschheit diejenigen Wege zur Verbreitung
„des Glaubens wählen wird, welche die besten und mit Berücksichtigung
der vorhandenen Verhältnisse auch die
„zweckmässigsten sind".
Mögen diese kurzen Notizen, sehr geehrter Herr Redakteur
, ihr Scherflein dazu beitragen, bei den Lesern Ihres
geschätzten Blattes, im Interesse psychischer Erscheinungen,
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