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230 Psychische Stadien. XI. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1884.)
der sie treibt, und 2) Objecte, welche sie behandelt. Wer
Wissenschaft treibt, muss 1) denken können, 2) sich die
Objecte seiner Wissenschaft verschaffen können und 3) über
diese gewonnenen Objecte nachdenken können. Es giebt
also nur einen Weg, eine Wissenschaft zu Stande zu bringen,
d. i. Objecte zu nehmen und über genommene Objecte nachzudenken
. Wohlverstanden: Objecte zu nehmen, nicht zu
schaffen". — Diese Bedingungen erfüllen die sogenannten
spiritistischen Phänomene; denn 1) haben sich mit ihnen
Männer beschäftigt und thun es heute noch, welche denken
können; 2) nehmen sie die thatsächlich vorliegenden Erscheinungen
als Objecte, schaffen sich sie aber nicht, und
3) wenden sie ihr Denken an auf die genommenen Objecte.
Die Forderungen, welche einen Gegenstand zu einem wissenschaftlichen
machen, sind hiermit aber noch nicht erschöpft.
Jedoch ich unterbreche mich erst einen Augenblick. Die
bisher genannten Bedingungen sind nämlich beiderseits,
d. h. sowohl von Denjenigen erfüllt, welche den Thatsachen
Geister zu Grunde legen, als von deren Gegnern. Nun
kommt aber. um zu einer „Wissenschaft" zu gelangen,
schliesslich als wesentlichstes Moment hinzu, dass jene genannten
drei Manipulationen „auf richtige Weise" ausgeführt
werden. Es entspringen daraus die Aufgaben: Auf
welche Weise 1) denkt man, 2) gewinnt man Objecte,
3) denkt man über die gewonnenen Objecte „richtig"?
„Wenn diese drei Aufgaben gelöst wären, so würde festgestellt
sein, wann eine Wissenschaft wissenschaftlich verführe
und wann sie irrte." Den Weg zur Lösung zeigt nun
die „Kritik der reinen Vernunft"; meiner Meinung nach
gehen nun diesen Weg die Geistertheoretiker und deren
Gegner nicht mehr zusammen, weshalb ich mir der Ansicht
zu sein erlaube, dass erstere mit ihrer Wissenschaft unwissenschaftlich
verfahren, letztere aber nicht.
(Schluss folgt).
Kritik einer Kaplans-Kritik über Zöllner.
Von Gr. C. Wittig.
III.
(Fortsetzung von Seite 78.)
Leichtfertige Behauptungen — fundamentale Irrthümer
— einem Zöllner vorzuwerfen, der sich gewiss in der Erkenntnisstheorie
seines Faches gründlich instruirt hat,
ist bis jetzt in der That noch Niemandem eingefallen als
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