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Wittig: Kritik einer Kaplans-Kritik über Zöllner. 233
„einen erschöpfenden Ueberblick über den Inhalt
„des Buches zu geben. Trägt doch fast jedes Blatt desselben
eine eigene Ueberschrift!" — Soll das etwa Zöllner
zum Tadel gereichen, wenn er uns in dieser gründlichen
Weise zu orientiren sucht?!
Zöllner stützt sich vorzüglich auf Newton'^ und Baco's
„Regulae philosophandi" oder allgemeine Grundgesetze des
wissenschaftlichen Denkens und Philosophirens. Er meint,
„man sollte sie eigentlich in goldenen Lettern in jedem
„Laboratorium und in jedem Hörsaale für Naturwissenschaften
zu steter Beherzigung an hervorragenden Stellen
anbringen." — Herr Kaplan Fischer erwähnt ihrer gar nicht
— vielleicht um sie nicht widerlegen zu müssen, weil mit
ihrer Annahme auch sein schlimmster Vorwurf gegen Zöllner
fortfallen muss, da dieser überall strikt nach ihnen verfahren
ist. Wir können zum Beweise desselben nur auf das Werk
selbst verweisen.
Nur den von Fischer so streng getadelten Fall „nicht
„etwa bloss der Möglichkeit, sondern der logischen Noth-
„wendigkeit und darum Gewissheit einer allgemein verbreiteten
generatio aequivoca im Sinne einer Urzeugung,
„d. i. Selbstentstehung alles Organischem aus dem Unorganischen
" wollen wir etwas näher beleuchten, um die ganze
Verkehrtheit der Fischer'schen Darstellung aufzuzeigen.
Zöllner stützt sich hierbei auf die zweite Begel des
Philosophirens bei Newton, welche aus dorn Lateinischen
ins Deutsche übersetzt etwa so lautet: —
„Für Naturwirkungen derselben Art
„sind stets dieselben Ursachen anzunehmen,
„soweit dies irgend geschehen kann. — So
„z. B. für die Athmung beim Menschen und beim Thiere;
„für einen Meteorstein fall in Europa wie in Amerika; für
„das Licht auf dem Kochherde wie für das in der Sonne;
„für die Reflexion des Lichtes auf der Erde wie für diejenige
in den Planeten." —
„In England"' — sagt Zöllner — „sind es vor Allem
die Untersuchungen Darwin's und Wallace's, welche als Ausgangspunkte
jener grossen Bewegung in den Vorstellungskreisen
aller denkenden Naturforscher der Gegenwart betrachtet
werden müssen. Neidlos und freudig bereit, die
Wahrheit zu empfangen, gleichgültig, woher sie kommen,
hat auch der deutsche Geist jene grosse Idee
der Continuität der Welt erfasst und dankbar gegen ihre
Urheber zu der seinigen gemacht. — Aber welch' ein
Unterschied in der Conception dieses Gedankens! Während
der britische Denker sich abmüht, durch unerschöpf*
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