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Wittig: Kritik einer Kaplans-Kritik über Zöllner.
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nischen Geistes das Problem Darwin9s in viel grösserer Allgemeinheit
erfasst, mehr vom Standpunkte der Erkenntnisstheorie
als von dem der unmittelbar beo-
bachtetenThatsachen. Letzterer muss nothwendig
stets ein beschränkter und eng begrenzter bleiben, ersterer
dagegen eröffnet den Blick in ungemessene Fernen, denn
er involvirt die bewusste Erkenntniss der Bedingungen
der Begreiflichkeit der Welt.
Von diesem Gesichtspunkte aus erscheint in der That das
P r i n c i p Barwiris als nichts anderes, als die Hypothese
von der Begreiflichkeit der organischen
Natur. Wenn es aber an sich klar und eine Forderung
der Logik ist, 'dass die Wissenschaft, deren
Zweck es ist, die Natur zu begreifen, von
der Voraussetzung ihrer Begreiflichkeit
ausgehen müsse, unddieserVoraussetzung
gemäss schHessen und untersuchen',*) so
muss sie auch die Continuität (den ununterbrochenen Zusammenhang
) der Causalreihe ebensowohl in der
organischen als unorganischen Natur imPrincip voraussetzen
und nicht Schöpfungsacte, d. h. Disconti-
nuitäten (Unterbrechungen) der Causalreihe in
ihren Schlussreihen zulassen.
„'Ihr Geschäft wird vollendet sein, wenn einmal die
Zurückleitung der Erscheinungen auf einfache Kräfte vollendet
ist, und zugleich nachgewiesen werden kann, dass
die gegebene die einzig mögliche Zurückführung sei, welche
die Erscheinungen zulassen. Denn wäre dieselbe als die
nothwendige Begriffsform der Naturauffassung erwiesen, es
würde derselben als dann also auch objective Wahrheit zuzuschreiben
sein/**)
„Wenn bereits durch die angeführten Thatsachen ein
Unterschied in der Intensität des deduetiven Bedürfnisses
bei den Engländern und Deutschen zu Tage tritt,
so zeigt sich ein noch viel bedeutenderer Contrast an dem
Umfange und Erfolge, mit welchem sich jenes Be-
dürfniss bei Behandlung und Lösung speculativer
Fragen bethätigt. Naturgemäss werden zunächst die
organischenWissenschaften durch die Probleme
ihrer Specialforschung an jene Kluft geführt, welche
schroff zwischen dem unorganischen und organischen
Reiche der Natur einen Riss in der zeitlich
und räumlich ausgedehnten Causalreihe bildet. Die Ver-
*) Helmholtz: Ueber die Erhaltung der Kraft, p. 3.
**) äelmholtz: üeber die Erhaltung der Kraft, p. 7.
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