http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0261
Kurze Notizen.
253
auf ganze Geschlechter zu vererben im Stande ist. Ob
diese Vererbung nicht noch aus den Zeiten der Hexen-
gräuel herrühren mag, in denen dieser Zustand freiwillig,
oder auch durch Furcht und Schreck vor Folter und
Scheiterhaufen hervorgerufen und stets wach erhalten wurde?
Es sollten historische Forschungen über die frühere Geschichte
dieses Ortes angestellt und von in diese Fragen
Eingeweihten so genau als möglich mitgetheilt und beleuchtet
werden. Ob diese Leute nicht auch hellsehend
oder hellbesinnt und mit geheimgehaltnen Offenbarungen
begabt sein sollten?
gj Aus Billinghausen. — Mit Rücksicht auf
den kleinen Artikel in No. 40 des Daheim: „Das Dorf
der Starrsüchtigen" erhalten wir von dem dortigen
Herrn Pfarrer Auernhammer eine Zuschrift, aus welcher wir
zur Berichtigung entnehmen, dass die jetzigen that-
sächlichen Verhältnisse in Billingshausen jenen Schilderungen
nicht mehr entsprechen. Was die angeblich weite
Verbreitung der Krankheit daselbst betreffe, so schreibt der
Herr Pfarrer, „dass er in dieser Beziehung während seines
nun fast dreijährigen Aufenthalts in Billingshausen keinerlei
auffallende Wahrnehmungen habe machen können, obwohl
ihm von Anfang an die Symptome bekannt waren, unter
denen die fragliche Krankheit auftreten soll . . Die
Redaction bemerkt zu dieser Berichtigung, dass die Quelle
zu dem in Frage stehenden kleinen Artikel die „Bavaria",
die offizielle Landeskunde des Königreichs Bayern ist.
(„Daheim" No. 47 v. 25. August er. S. 752.)
h) In Saint Mario des trois fontaines befindet sich eine
(jesuitische) Congregations-Schule. Daselbst sind, wie das
„Journal de Plöermel" vom Anfang November 1883 berichtet
, von 50 Schülerinnen 35 von einer „Art Veitstanz"
befallen worden. Die Localbehörden haben in Folge dieser
wohl auf religiöser Ueberreizung begründeten Epidemie die
Schliessung der Schule angeordnet. — Dies ist wohl nur
ein ähnlicher Fall wie die Zwickauer Zitterkrämpfe zweier
sächsischer Mädchenschulen Ende Februar 1883, über welche
wir „Psych. Stud." Aprilheft 1883 S. 199 berichtet haben.
ij Dr. Max Nordau's, eines in Paris lebenden deutschen
Arztes, gegenwärtig vielgelesene und bereits in 4. Auflage
bei Schlicke in Leipzig erschienene Schrift: — „Die conventioneilen
Lügen der Culturmenschheit" (1884) gr, 8°,
6 Mk. enthält auch unter anderen folgende vielleicht be-
beachtenswerthe Stelle über den Unsterblichkeitsglauben in
dem Kapitel über „die religiöse Lüge": — ^,Dass er mit
„dem Leibe zugleich vergehe, nimmt der primitive Mensch
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0261