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260 Psychische Studien. XL Jahrg. 6. Heft (Juni 1884.)
waren Erzherzog Rainer und Prinz Philipp von Coburg erschienen
. Die Erzherzoge wurden von dem Präsidenten
des Obersten Gerichtshofes, Bitter v. Schmerling, an der
Spitze des Ausschusses des Wissenschaftlichen Clubs empfangen
. Erzherzog Johann war. da er sich auf seinen
Posten nach Linz hatte begeben müssen, verhindert, dem
Vortrage beizuwohnen, liess sich aber durch seinen Kammervorsteher
, Baron Mensshengen vertreten. Ferner waren anwesend
der Obersthofmeister des Kronprinzen, Graf Bom-
helles, der Generalstabschef des Kronprinzen, Graf Wurmbrand
, FML., Graf Königsegg und mehrere andere Generale,
Baron Schwarz-Senbom, viele Vertreter der Naturwissenschaften
und ein zahlreiches Damenpublicum.
Professor Simony erscheint ganz besonders berufen, sein
Gutachten über das vielbestrittene Thema der spiritistischen
Manifestationen abzugeben, nachdem er seit drei Jahren
Gelegenheit hatte, die verschiedensten Formen spiritistischer
Erscheinungen zu beobachten und zu studiren. Zugleich
nimmt er eine so neutrale und objective Stellung ein, dass
er vom Baron Lazar Hellenbach in dessen letzter Publication
selbst als ein unbefangener und unparteiischer Beobachter
anerkannt worden ist. Es war übrigens heute Abend nicht
das erstemal, dass Professor Simony sein Gutachten über
spiritistische Manifestationen abgab. Nebst mehreren streng
wissenschaftlichen Publicationen hatte er schon vor zwei
Jahren in der „Neuen Freien Presse" (vom 12. Januar
1882) seinen Standpunkt in dieser Frage auseinandergesetzt
und erst vor einigen Tagen in unserem Blatte sich über
einige spiritistische Specialitäten ausgesprochen.
Als den eigentlichen Zweck seines Vortrages bezeichnete
Professor Simony, die von ihm in Betracht gezogenen
spiritistischen Phänomene als unserem empirischen Räume
angehörige Erscheinungen auf physikalisch-physiologischem
Wege zu erklären.
Ausgehend von der Maxweif sehen Auffassungsweise der
Ausbreitung elektrischer Strömungen in di-elektrischen Medien
und gewissen, aut die an Nerven- und Muskel-Oylindern beobachteten
elektrischen Ströme bezüglichen Thatsachen,
folgerte er zunächst, das jene elektrischen Actionsströ-
mungen, welche unsere Muskelbewegungen begleiten, in den
correspondirenden Muskeln eines benachbarten Wesens von
derselben Organisation unter Umständen wenigstens gleichartige
elektrische Innervationsströmungen veranlassen können.
Bei abnormer Reizbarkeit oder abnorm gesteigerter Aufmerksamkeit
jenes Individuums erscheine die Möglichkeit
nicht ausgeschlossen, dass sogar jene motorischen Inner-
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