Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 267
(PDF, 166 MB)
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Nachträge zur Wiener Entlarvung.

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gestellt wurde. Es wird mir leicht sein, Ihnen zu zeigen,
dass diese Theorie einen elementaren physikalischen und
physiologischen Irrthum darstellt. Herr Simony nimmt an,
dass der elektrische Strom, der bei einer Muskel-Contraction
entsteht, analoge Ströme in Muskeln anderer Menschen in-
duciren könne. Sie wissen, dass die Muskelströme ausserordentlich
schwach sind, dass sie mit einem einfachen
metallischen Schluss mit keiner Magnetnadel nachgewiesen
werden können, sondern hiezu eines Multiplicators mit einigen
tausend Windungen benöthigen. "Würde aber auch der Strom
so stark sein, dass er auf andere Muskeln thätig reizend
einwirken könnte, so würde er zunächst die benachbarten
Muskeln im selben Körper zur Oontraction bringen. Hätte
die Natur den Strom so stark gemacht, so würde aus dem
genannten Grunde eine isolirte Bewegung im Körper gar
nicht möglich sein. Nehmen wir aber auch eine solche Influenz
auf Distanz an, so ist zu bedenken, dass jede com-
binirte zweckmässige Bewegung aus Contractionen theil-
weise weit auseinander liegender Muskeln sich zusammensetzt.
Die physikalische Einwirkung müsste aber auf die räumlich
zunächst liegenden Muskeln ausgeübt werden. Eine analoge
Influenz am anderen Körper wäre unter zahllosen Variationen
der möglichen physikalischen Bedingungen kaum je möglich
und nicht berechenbar. Sie werden mir also zustimmen,
dass die Influenzlehre Simonis weder physikalisch noch
physiologisch statthaft ist. (Zustimmung.) Ich brauche
umsoweniger Ihnen darzulegen, wie vollständig dilettantisch
die Ableitung automatischer und sogenannter Imitations-
Bewegungen nach der Methode von Simony ist. Meine Herren!
Ich habe eigentlich nicht zu Ihnen gesprochen, sondern zum
Fenster hinaus, mit dem Wunsche, dass die Autorität Ihrer
Zustimmung meine Worte begleite." (Abendblatt der Wiener
Allg. Ztg. vom 8. März 1884.)

8. Fernsehen und Gedankenlesen.

Die wissenschaftliche Orthodoxie ist in ihren Erscheinungen
der religiösen überaus verwandt. Beide zeichnen
sich durch einen hohen Grad der Unduldsamkeit aus, und
der Unterschied besteht blos darin, dass die Orthodoxen
des religiösen Glaubens, wenn sie die Macht dazu haben,
die Ketzer dem Henker zu überliefern pflegen, während sich
die Orthodoxen der Wissenschaft damit begnügen, den
Zweifler öffentlichem Gelächter preiszugeben. Aber da die
Lächerlichkeit nach einem bekannten französischen Sprichworte
auch zu tödten pflegt, so ist, im Grunde genommen,
wissenschaftliche Häresie nicht minder gefährlich als religiöse.


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