Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 274
(PDF, 166 MB)
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274 Psychische Studien, XL Jahrg. 6. Heft. (Juni 1884.)

Zufall sein, aber man wird zugeben, dass es einigermaassen
zu Gunsten der Simony'sehen Hypothese spricht, und dass
es vielleicht von sehr viel Respect vor dem Schulbuch, aber
von geringer wissenschaftlicher Kühnheit Zeugniss ablegt,
sich über derartige Erscheinungen mit Achselzucken hinwegzusetzen
, statt sie näher zu untersuchen und womöglich zu
erklären.

Auch für weit verwickeitere und seltsamere Phänomene
des Fernsehens und Gedankenlesens fehlt es nicht an sehr
beglaubigten Thatsachen, über die sich blos schulfuchsende
Unduldsamkeit lachend hinwegsetzen darf. Ein besonders
auffallendes Beispiel dieser Art mag hier zum Schluss erzählt
werden. Einer der tüchtigsten Wiener Ingenieure,
ein Mann, der nur seiner exaeten Wissenschaft lebt und
dem jeder Gefühlsüberschwang und jede Phantasterei fremd
ist, wurde im Sommer des vorigen Jahres von einer schweren
Krankheit befallen, die ihn durch Monate nöthigte, in total
verdunkeltem Zimmer zu weilen und Arbeit möglichst zu
vermeiden. In Folge dessen stellten sich bei unserm Freunde
— wir wollen ihn A. nennen — allerlei unangenehme Hallu-
cinationen ein; er sah an den Wänden phantastisch gefärbte
Gestalten, Lichterscheinungen und dergleichen. Um ihn zu
zerstreuen, gestattet ihm der Arzt etwas geistige Beschäftigung
; da jedoch der Patient nach wie vor im dunkleu
Raum festgehalten ward und sein Auge schonen musste,
so dictirte er einem im Nebenzimmer befindlichen Assistenten
allerlei Aufsätze. Dabei bagab sich nun das Merkwürdige,
dass A.9 dessen Gedächtniss sonst ein sehr unverlässliches
war und der sich insbesondere Zahlen schlechterdings nicht
merken konnte, plötzlich eine Gedächtnisskraft entwickelte,
die ihn anfangs in Erstaunen, allmählich aber in eine ihm
selber unerklärliche Unruhe versetzte. Als es schliesslich
so weit kam, dass A. ein grosses, bei Nivellirungsarbeiten
aufgenommenes Kartenwerk förmlich auswendig wusste, ging
er der Sache näher auf den Grund, und da stellte sich denn
heraus, dass er eigentlich nicht aus dem Gedächtnisse
arbeitete, sondern alle jene Ziffern und Daten anschaulich
vor sich hatte, die der im Nebenzimmer befindliche Assistent
mit leiblichem Auge sah und las. Das jagte unserm Freunde
solchen Schrecken ein, dass er aus Angst, wahnsinnig zu
werden, seine Arbeiten aufgab. Gesprochen aber hat er
über dieses Phänomen bisher nicht, und zwar aus dem
Grunde, weil er fürchtete, als Gespensterseher verlacht zu
werden, wenn er seine Wahrnehmungen zum Besten gäbe.
Erst in den allerjüngsten Tagen, bei Gelegenheit eines eingehenden
Gesprächs über das in diesen Zeilen abgehandelte


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