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Nach zehnjähriger Erfahrung im Gebiete des Spiritismus. 277
Ankündigung seines Absterbens um dieselbe Stunde gelesen
hatte etc. etc. — Sollte denn solches nicht einen Sterblichen
in jene tiefen Gedanken versetzen, in denen man bedeutend
tiefer eindringen kann in das seelisch materielle Leben, als
ein Secirer, der oft kaum ein Psycholog, geschweige ein
Philosoph ist? Ich setze noch hinzu, dass ich mich selbst
bei Tage zweimal gesehen habe wie in dem besten Spiegel.
"Wo ist denn schon die Wissenschaft, welche derlei That-
sachen auf bloss physiologischem Wege genau zu erklären
wüsste, was doch nur dann möglich wird, wenn es geistig
erforscht wird.
Wenn die angeblichen Geister Bastians und seiner
Oonsorten bloss solche der Finsterniss wären, so könnten
sie natürlich das Licht nicht ertragen, daher wäre es nöthig,
solchen hinaus zu leuchten; mithin Dank dem hohen Entlarver
! Nun aber werden jene Geister keine Finsterniss
mehr verursachen, sie sollen ruhen in ihrem moralischen
Tode. Die Geister des Lichts werden nun auferstehen.
Die Forscher auf dem Gebiete des Spiritismus werden
sehr weise vorgehen, wenn sie sich hüten, allein durch Haus-
kapläne und Hausärzte sich inspiriren zu lassen, — denn die
Sache liegt ausser ihrer Sphäre.
Falsche Medien sollten wohl stets ohne alle Rücksicht
entlarvt werden; — so soll man sich auch hüten, dem in
spiritistischem Gebiete unreifen Publikum kaum begreifliche
Theorien vorzutragen.*)
Im Finstern lässt sich munkeln, aber auch betrügen.
Budapest, Monat Mai 1884.
Joseph v. Ferentzy*
*) Wir wissen nicht, auf wen der geehrte Herr Verfasser dieses
Artikels damit hinzielt. Welche Theorie hält er für begreiflich und
welche für unbegreiflich für das unreife Publikum? Wir hegen nur die
Absicht, zu dem reiferen Publikum zu sprechen. Das unreife Publikum
wird die Geistfrage niemals wissenschaftlich entscheiden. Welche
Medien sind echt und welche unecht — solche, welche es bloss scheinen,
oder solche, welche es wirklich sind? Wenn man dies aber von vornherein
nicht wissen kann, sondern erst auf dem Wege einer höchst
mühsamen und vorsichtigen Untersuchung hinter die Wahrheit zu gelangen
vermag, wie sollte man im Stande sein, falsche Medien stets
ohne Eücksicht zu entlarven? Wird das unreife Publikum die höchst
seltsamen Erlebnisse des Herrn Verfassers nicht ebenso voreilig für
falsch oder für blosse Einbildung erklären? Die Experimente des Herrn
Baron Hellenbach mit Bastian sind höchst beachtenswert — wir
stimmen mit dem Herrn Erzherzog aber vollkommen nur in dem Punkte
überein, dass die Erklärung derselben durch Geister nicht stichhaltig
ist. Weil die Erklärung eine irrige ist, deshalb sind die Erscheinungen
selbst noch nicht talsch — sie erscheinen nur falsch bloss vom Gesichtspunkte
der Geistertheorie aus betrachtet. Bastian bloss als Somnam-
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