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Wittig: Kritik einer Kaplans-Kritik Uber Zöllner.
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derlei verkehrte Meinungen, welche hier nicht ausdrücklich
aufgezählt werden, von diesem heiligen Stuhle verurtheilt
und verboten worden sind.
„Gegeben zu Rom in der öffentlichen feierlichen Sitzung
in der Basilika des Vatikan, seit der Menschenwerdung des
Herrn im Jahre 1870, am 24. April, im 24. Jahre Unseres
Papstthums. „Pius IX. Papa."
„"Für die Aechtheit
„Joseph,
„Bischof von St. Pölten,
„Sekretair des Vatikanischen Conzils".
Um seine kirchlichen Dogmen zu retten, perhor-
rescirt Herr Kaplan Fischer lieber die logischen Postulate
der Vernunft, und er versteigt sich sogar zu der höchst unvorsichtigen
Aeusserung, es sei, weil uns in Zöllner's Kometen
-Werke ein naturwissenschaftliches Dogma
von der Urzeugung gegenübertrete, nicht Sache der
philosophischen Natur-Erklärung, Dogmen, sei es auch
unter dem Titel „Postulate der Vernunft", anzunehmen
. Dass er mit diesem Ausspruche den einzigen Weg,
der zu seinen Grlaubens-Dogmen auf dem Wege der Ueber-
zeugung hinüberführen könnte, sich versperrt, hat er in seinem
blinden Eifer ganz ausser Acht gelassen. Oder glaubt etwa
die Redaction der in Halle erscheinenden „Natur" und ihr
Leserkreis an die plötzliche Dogmenscheu des naturforschenden
Herrn Kaplans in allem Ernst? Wir wissen,
wo dieselbe herrührt. Der Standpunkt eines Thomas von
Aquino kann niemals der eines modernen Naturforschers
sein und bleiben: Ersterem ist die menschliche Vernunft
mit ihren philosophischen Principien nur die Magd der
Kirche; Letzterem ist sie eine autonome Gottesgabe, welche
zur eigenen Wahrnehmung (Vernehmung) und Erfassung
der höchsten Wahrheiten führt. Hier scheiden sich die
Geister der alten Scholastik von denen der modernen
Naturforschung, oder sie platzen auf einander. (Vgl.
Zöllners „Transcendental-Physik", S. XLIV ff. und S. LY<)
(Fortsetzung folgt.)
des päpstlichen Staatssekretairs an den deutschen Nuntius Cardinal
Hieronymus Aleander über sein Verfahren gegenüber Luther nach
Veröffentlichung der Bannbulle v. J. 1520 erinnert, wonach der
Nuntius „Ihre kaiserl. Maj. wie alle Fürsten ermahnen soll, dass sie,
nachdem die angesetzte Zeit verstrichen , sich des Martinus bemächtigen
und ihn an die römische Curie einlietern, damit er, wie er
es verdient, bestraft . . . oder kraft der Euch speciell verliehenen
Inquisitionsvollmacht aus ganz Deutschland hinausgewiesen werde,"
worauf man ihn schon durch willigere Werkzeuge des Auslandes zu
fangen hoffte, bloss „Um der Liebe Jesu Christi willön.tt — W.
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