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298 Psychische Studien. XI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1884.)
sociale" etc. in dieser Beziehung aus Mangel an scharfer
Unterscheidung des Subjects, von dem sie etwas prädiciren,
und das sie einfach mit dem Menschen an sich verwechseln,
geirrt, ferner wie sie Massenbeobachtungen, d. h. Beobachtung
einer Vielheit (in der Statistik) mit einer Vielheit von
Beobachtungen verwechselten, dabei aber immer fälschlich
glaubten, dass sich bei Untersuchung 'immer noch grösserer
Zahlen' die Fehler compensiren würden, das müssen wir
dem Studium der Fachkenner überlassen* Was uns dabei
interessirt, ist, dass sich auch grosse Mathematiker in solchen
Dingen wesentlich irren können.
„Es ist in und über Wahrscheinlichkeits-Reehnung zu
„Ueberzeugungen, Vorstellungs- und Ausdrucksweisen gekommen
, die man den Kreisen der exakten Forschung mit
„Fug und Recht vorhalten darf, wenn sie ein allzu immenses
Pharisäer-Bewusstsein entwickeln über die Sprache, die
„Darstellung, die Gedankenformation, der man bei Fichte
„und Hegel oder sonst bei Philosophen begegne. Noch
„Schlimmeres, als man sich hier im Bereich der exacten
„Wissenschaften erlaubt, haben auch Fichte und Hegel etc. (mit
„ihren zu sehr verallgemeinerten Einzel - Vorstellungen und
„Begriffen) nicht verbrochen." —
Wir lernen daraus, wie wichtig es sei, genaue Begriffe
z. B. auch in der Geistforschung herzustellen, damit man
nicht etwas von einem vermeintlichen Geiste aussage, was
doch im Grunde genommen nur einer lebenden menschlichen
Seele als Prädikat zukommt, und umgekehrt.
Wir müssen auch hier scharf zwischen Fictionen und
Realitäten unterscheiden lernen. Beide untereinander
werfen, heisst nicht „etudier les qualites de Phomme", d. h.
die Eigenschaften des wirklichen Menschen studiren.
Gr. C. Wittig.
Kurze Notizen.
a) Ueber die beiden elsässisch-lothringischen Dioskuren-
Schriftsteller Erckmann- Chatrian bemerkt Ludwig Pfau (in
seinem II. Artikel: „Unsere Zeitgenossen" im „Magazin f.
d. Literatur des In- und Auslandes" 1883 p. 438): — „Ganz
in des Teufels Krallen (nämlich Hoffmanri'scher Phantastik)
fallen aber die Erzähler wieder in dem späteren 'Forsthaus'
(1866), wo des Försters hünenhafter Ahnherr, eine Art
wilden Jägers — mit einem bärenartigen, an Victor Hugo's
'Hau von Island' erinnernden Scheusal von Sohn — nicht
nur seinen Spuk treibt, sondern auch, durch eine geister-
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