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Kurze Notizen.
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der Mainummer der „Fortnightly Review" berichtet über
die Todesahnungen, die der Herzog kurz vor seinem
Ableben hatte. „Zwei Nächte hindurch", so bemerkte der
Herzog einer Dame, „ist mir die Prinzessin Alice (verstorbene
Grossherzogin von Hessen) im Traume erschienen
„und erzählte mir, sie sei ganz glücklich und wünsche, ich
„möchte zu ihr kommen. Das macht mich nachdenklich."
Einem andern Freunde gegenüber erging sich der Herzog
so lange in Todesbetrachtungen, dass dieser ihm einwarf:
„Aber Sir, was macht Sie so griesgrämig?" Zwei Tage
darauf starb er.
e) Der Besuch der Kaiserin von Oesterreich im
Kern er- Hause zu Weinsberg gab, wie der „Fr. Z."
Anfang Mai er. erzählt wird, Anlass zu einem heiteren
Vorfall. Der Sohn Jvstinus Kerners (des Arztes der
„Seherin von Prevorst"), der auch als Dichter bekannte
Theobald Kerner, zeigte als "Wirth des Hauses der Gräfin
Kinsky, von der er nicht wusste, dass sich hinter diesem
Namen die Kaiserin verbarg, und deren Begleitern die
verschiedenen Reliquien und Erinnerungen, welche er pietätvoll
zum Andenken seines berühmten Vaters bewahrt.
Als er nun auch jenen Stuhl vorwies, welchen s. Z. Herzog
Max von Bayern, der Vater der Kaiserin, dem Dichter
Justinus Kerner verehrt hat, und es sich herausstellte, dass
die Stickerei dieses Stuhles ein Geschenk der damaligen
Prinzessin Elisabeth an ihren Vater gewesen sein müsse,
meinte der Wirth mit demokratischer Skepsis, dass es dann
immerhin noch sehr fraglich sei, ob die Stickerei auch
wirklich von der jetzigen Kaiserin von Oesterreich herrühre;
denn die Stickereien von Prinzessinnen würden meist von
fremden Händen gemacht. — Die Kaiserin im Incognito soll
lachend erwidert haben, nun, ein wenig werde sie sich doch
wohl an der Arbeit betheiligt haben. — Ist es nicht eine
feine Ironie des Schicksals und zum Nachdenken anregend,
dass, während der eigene Sohn den Sturz des Mediumismus
in Oesterreich im Verein mit dem Erzherzog Johann hat
planen und durchführen helfen, die Mutter des Ersteren an
eine Stätte pilgert, von der in Deutschland ehedem in ihrer
Jugendzeit die wichtigste Wirkung für denselben ausging?
/) Das Geheimniss der Guillotine. Im Jahre
1864 sass zu Paris im Gefängnis der zum Tode verurtheiite
Arzt Dr. de la Gommerais. Er war des Mordes angeklagt,
und sein Vertheidiger hatte die Geschworenen nicht von
seiner Unschuld zu überzeugen vermocht, die Execution
stand bevor, nachdem der Kaiser das Gnadengesuch zurückgewiesen
hatte» Da trat zu dem Verurtheilten ins Gefäng-
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